L'Amour Ouf

Filmkritik von Walter Gasperi
Obwohl die Jugendlichen Jackie und Clotaire aus unterschiedlichen Milieus stammen, verlieben sie sich und die Gefühle bleiben, obwohl Clotaire in die Kriminalität abdriftet: Gilles Lellouche verbindet Liebesgeschichte und Gangsterstory zu furiosem, mitreißend erzähltem und atmosphärisch dichtem Gefühlskino, das in beinahe drei Stunden Spieldauer die Handlung über rund 20 Jahre spannt.
Der Auftakt gibt das Tempo und den Erzählstil der dritten Regiearbeit des Schauspielers Gilles Lellouche vor: In Froschperspektive erfasst die Kamera Laurent Tangy eine Gruppe Männer, die sich in einem Parkhaus entschlossen auf mehrere schwarze Mercedes zubewegt. Dem Kofferraum werden Schnellfeuerwaffen entnommen.
In rasender Fahrt geht es mit quietschenden Reifen die kurvige Zufahrt des Parkhauses hinunter, während parallel dazu eine Frau zu einer Telefonzelle rennt. Den daraus resultierenden Anruf nimmt der Anführer der Bande nicht entgegen, sondern setzt die Fahrt zum Zielpunkt fort, wo es zu einem wilden Feuergefecht kommt, das aber nur als Schattenspiel gezeigt wird.
Erst jetzt folgt der Vorspann mit knallig roten Credits vor dem Hintergrund einer nicht näher bestimmten nordfranzösischen Hafenstadt. Nicht nur extrem kraftvoll ist dieser ebenso unvermittelte wie explosive Einstieg, sondern hat auch Interesse geweckt zu erfahren, wie es zu dieser gewalttätigen Auseinandersetzung kam und was es mit der telefonierenden Frau auf sich hat.
Mehr als zwei Stunden nimmt sich Lellouche Zeit, bis er zu dieser Szene zurückkehren wird, doch so dicht gedrängt, leidenschaftlich und pulsierend ist die Erzählweise, dass man hier kaum von "sich Zeit nehmen" sprechen kann.
Rund 20 Jahre springt der 53-jährige Franzose, der zuletzt in Quentin Dupieuxs "Daaaaaali!" (2023) eine Version von Salvador Dali und in "Asterix & Obelix im Reich der Mitte" (2023) Obelix spielte und der vor sieben Jahren auch mit seiner eigenen Regiearbeit "Ein Becken voller Männer" (2018) überzeugte, zunächst zurück.
Unterschiedliche Milieus präsentiert er, wenn der noch nicht zehnjährige Clotaire als Sohn eines cholerischen und gewalttätigen Hafenarbeiters mit mehreren Geschwistern in einer kleinen Wohnung aufwächst, während die etwas jüngere Jackie von ihrem alleinerziehenden Vater, einem Fernsehtechniker, im Vorstadthaus liebevoll umsorgt wird.
Kurz gehalten sind diese Szenen, um wenige Filmminuten, aber einige Jahre später Jackie (Mallory Wanecque) und Clotaire (Malik Frikah) als Jugendliche zusammenzuführen: Sie ist gerade von einer katholischen Privatschule geflogen, er hängt vor ihrer neuen Schule herum und macht mit seinen Kumpels abfällige Bemerkungen über die Mädchen, die aus dem Schulbus steigen.
Doch Jackie lässt sich das nicht gefallen, stellt Clotaire zur Rede, bezeichnet ihn als Blödmann, kritisiert seine Perspektivlosigkeit und betont den Wert der Schulbildung, die ihr als Erwachsene Lebensmöglichkeiten öffnen werden: Seinem Leben in den Tag hinein, stehen ihre Gedanken an die Zukunft gegenüber.
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