A Complete Unknown
Filmkritik von Walter Gasperi
James Mangold verdichtet den Aufstieg Bob Dylans zum Star zu einem 140-minütigen Spielfilm. Ohne Dylan zu erklären oder zu verklären, beschwört das für acht Oscars nominierte Biopic atmosphärisch dicht die amerikanische Folk- und Gegenkultur der frühen 1960er Jahre und wird von einem großartigen Timothée Chalamet in der Hauptrolle getragen.
Agent Of Happiness
Filmkritik von Walter Gasperi
Lässt sich Glück mit einer mathematischen Formel und Zahlen messen? - Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó begleiten in ihrem warmherzigen und von sanftem Humor durchzogenen Dokumentarfilm zwei Glücksagenten, die im Auftrag der Regierung durch den Himalaya-Staat Bhutan reisen, um Menschen nach ihrem Glücksempfinden zu befragen.
Anora
Festival de Cannes 2024: Goldene Palme
Filmkritik von Walter Gasperi
Eine New Yorker Stripperin steigt durch die Heirat mit dem Sohn eines russischen Oligarchen ins Luxus-Milieu auf, doch dessen Eltern sind über diese Heirat nicht erfreut: Sean Baker lässt in seiner mitreißend inszenierten und herausragend gespielten Tragikomödie, die in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, lustvoll gesellschaftliche Gegensätze aufeinanderprallen.
Black Dog
Filmkritik von Walter Gasperi
Ein entlassener Häftling freundet sich nach seiner Rückkehr in seine am Rand der Wüste Gobi gelegene Heimatstadt mit einem streunenden Hund an: Ein Film wie ein chinesischer Western mit einem wortkargen Protagonisten und der grandiosen Landschaft als zweitem Hauptdarsteller.
Das Licht
Filmkritik von Walter Gasperi
Tom Tykwer verpackt in seinem ersten Kinofilm seit neun Jahren vom Porträt einer dysfunktionalen Familie über Klimakrise und Klimaprotest bis zur Flüchtlingsthematik ziemlich alles, was derzeit aktuell ist, zu einem wuchtigen und bildmächtiges, aber auch überladenen und plakativen Filmerlebnis.
En Fanfare
Filmkritik von Walter Gasperi
Klassische Musik und Blasmusik, gehobenes Bürgertum und Arbeiterschicht: Emmanuel Courcol träumt in seiner gefühlvollen Tragikomödie anhand der Geschichte zweier Brüder von der Aussöhnung dieser Gegensätze und spiegelt im Privaten die gesellschaftliche Zerrissenheit Frankreichs.
Flow
Filmkritik von Walter Gasperi
Eine kleine Katze muss auf der Flucht vor einer Flut Ängste überwinden und schließt neue Freundschaften: Dem Letten Gints Zilbalodis gelang mit seinem für zwei Oscars nominierten Animationsfilm ein visuell überwältigendes und spannendes Meisterwerk, das ohne Worte und Menschen auskommt, aber anhand von Tieren dennoch von Existenziellem erzählt.
Game Over - Der Fall der Credit Suisse
Am 19. März 2023 geschieht das Unvorstellbare: Nach einem historischen Banken-Run kracht die Credit Suisse, Sinnbild für Stabilität und Sicherheit, in sich zusammen. Die als weltweit systemrelevant eingestufte Schweizer Grossbank, die sich in der Werbung mit beliebten Sport-, Film- und Musikstars schmückt, hat im Hintergrund mit Menschenhändlern, Diktatoren und dem organisierten Verbrechen zusammengearbeitet. Sie hat Drittweltstaaten in blutige Bürgerkriege gestürzt und um ein Haar die grösste Weltwirtschaftskrise der jüngeren Geschichte ausgelöst.
Heldin
Filmkritik von Walter Gasperi
Petra Volpe folgt hautnah einer Pflegefachfrau durch ihren Spätdienst auf der Chirurgie eines Schweizer Kantonsspitals: Ein von einer famosen Leonie Benesch in der Hauptrolle getragener, meisterhaft verdichteter Einblick in die bis zum äußersten fordernde Arbeit von Pflegekräften, der gleichzeitig prägnante Porträts von Patient:innen zeichnet.
I'm Still Here
Filmkritik von Walter Gasperi
Der Brasilianer Walter Salles erinnert in seinem auf einem wahren Fall beruhenden und mit dem Oscar für den besten internationalen Film ausgezeichneten Spielfilm anhand einer Familiengeschichte an den Terror der Militärdiktatur der 1960er und 1970er Jahre: Ein sorgfältig, aber auch sehr bieder und glatt inszeniertes Drama, das auch intensiv vom langsamen Wachsen des leisen, aber entschlossenen Widerstandswillen einer zunächst unpolitischen Frau erzählt.
L'Amour Ouf
Filmkritik von Walter Gasperi
Obwohl die Jugendlichen Jackie und Clotaire aus unterschiedlichen Milieus stammen, verlieben sie sich und die Gefühle bleiben, obwohl Clotaire in die Kriminalität abdriftet: Gilles Lellouche verbindet Liebesgeschichte und Gangsterstory zu furiosem, mitreißend erzähltem und atmosphärisch dichtem Gefühlskino, das in beinahe drei Stunden Spieldauer die Handlung über rund 20 Jahre spannt.
Les Barbares
Im bretonischen Paimpont herrscht Harmonie: Zu den Einwohnern gehören Joëlle, die belehrende Lehrerin, Anne, die Besitzerin des Supermarktes, die gerne einen Aperitif trinkt, Hervé, der elsässische Klempner, der bretonischer ist als die Bretonen, oder auch Johnny, der Parkwächter, der ein Fan von Johnny ist.
Love - Oslo Stories
Marianne, eine pragmatische Ärztin, und Tor, ein einfühlsamer Krankenpfleger, meiden beide herkömmliche Beziehungen. Eines Abends, nach einem Blind Date, trifft Marianne Tor auf der Fähre.
The Last Showgirl
Filmkritik von Walter Gasperi
Pamela Anderson brilliert als alternde Revue-Tänzerin, deren Show in Las Vegas nach 30 Jahren abgesetzt wird: Gia Coppola gelingt ein ungeschönter Blick auf das Showbusiness und den amerikanischen Traum sowie eine bewegende Auseinandersetzung mit Altern und Zweifel an früheren Lebensentscheidungen.
The Shameless
Renuka flieht mitten in der Nacht aus einem Bordell in Delhi, nimmt den Namen einer Hindu-Göttin an und taucht in einer nordindischen Gemeinschaft von Sexarbeiterinnen unter. Dort lernt sie die viel jüngere Devika kennen, die davon träumt, Rapperin zu werden. Sie ist aber verdammt dazu, als Prostituierte die Tradition ihrer Kaste weiterzuführen.
Wir Erben
Filmkritik von Walter Gasperi
Simon Baumann reflektiert in seinem sehr persönlichen Dokumentarfilm, ausgehend von der offenen Zukunft des elterlichen Hofs in Südfrankreich, nicht nur über Fragen des Erbens, sondern thematisiert auch Privilegien und den Wandel der Generationen.