22 Bahnen
Filmkritik von Walter Gasperi
Eine Mathematikstudentin mit alkoholkranker Mutter zwischen Fürsorge für ihre kleine Halbschwester und eigenen Lebensträumen: Mia Maariel Meyers konventionelle Verfilmung von Caroline Wahls Bestseller wird von den drei Hauptdarstellerinnen Luna Wedler, Laura Tonke und Zoë Baier getragen.
All That's Left Of You
Im besetzten Westjordanland schliesst sich der junge Noor 1988 einem Protest an, bei dem er schwer verletzt wird. Noors Mutter nimmt uns mit auf eine Reise durch mehrere Jahrzehnte und schildert die bewegende Geschichte ihrer Familie seit der Vertreibung aus Jaffa im Jahr 1948. In ihrem dritten Spielfilm erzählt die palästinensisch-amerikanische Regisseurin und Schauspielerin Cherien Dabis ein zutiefst berührendes Familienepos, das zeigt, wie tief die Wurzeln heutiger Schlagzeilen liegen.
Amrum
Filmkritik von Walter Gasperi
Nach einem Drehbuch von Hark Bohm erzählt Fatih Akin vor dem Hintergrund des endenden Zweiten Weltkriegs von einem Coming-of-Age auf der Nordseeinsel Amrum: Ein atmosphärisch dichter, bildstarker und für den deutsch-türkischen Regisseur überraschend leiser und ruhiger Film.
Bugonia
Filmkritik von Walter Gasperi
Ein Anhänger von Verschwörungstheorien entführt mit seinem Cousin die Chefin eines Chemiekonzerns, die er für eine Außerirdische hält, die die Erde zerstören will: Yorgos Lanthimos rechnet in seiner pechschwarzen und zunehmend blutigen Gesellschaftssatire ebenso trocken wie bissig mit menschlicher Dummheit, Ignoranz und Gewaltbereitschaft ab.
Franz K.
Filmkritik von Walter Gasperi
Agnieszka Holland zeichnet nicht linear Franz Kafkas Leben nach, sondern versucht mit einem assoziativen Fluss von fragmentierten Szenen Einblick in Leben, Werk und Rezeption des berühmten Schriftstellers zu bieten: Ein mutiges, aber auch überambitioniertes Patchwork, das kaum über Infotainment hinauskommt.
I Love You, I Leave You
Für ein Konzert reist der Schweizer Musiker Dino Brandão nach über zwanzig Jahren nach Angola, das Heimatland seines Vaters. Konfrontiert mit dessen Vergangenheit und Fragen zur eigenen Identität, wird bei Dino eine manische Episode ausgelöst.
It Was Just An Accident - Yek Tasadef Sadeh
Filmkritik von Walter Gasperi
Ein Automechaniker glaubt in einem Kunden seinen einstigen Folterer im Gefängnis zu erkennen und will sich rächen. Der Kunde behauptet aber, dass dies eine Verwechslung sei: Jafar Panahi diskutiert in seinem in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten 12. Spielfilm komplex und dicht die Frage, wie man mit Handlangern eines verbrecherischen Regimes umgehen soll.
Miroirs No. 3
Filmkritik von Walter Gasperi
Christian Petzold erzählt im abschließenden Teil seiner Trilogie der Elemente von zwei Frauen, die ihren Bezug zum Leben und zur Welt verloren haben, aber durch ihre Begegnung langsam wieder zurückfinden: Ein meisterhaft inszenierter und gespielter, lichter Sommerfilm, durchsetzt mit märchenhaften und thrillerhaften Momenten, der von Trauer und Verlust zu Heilung führt.
One Battle After Another
Filmkritik von Walter Gasperi
Viva la revolución: Eine Widerstandsgruppe kämpft mit radikalen Aktionen gegen die Abschiebepraxis der rassistischen US-Behörden. - Inspiriert von Thomas Pynchons Roman "Vineland" gelingt Paul Thomas Anderson ein 161 Minuten, atemloser und auf jeder Ebene brillanter Film, der sowohl am Puls der Zeit als auch höchst unterhaltsam ist.
Sorda
Ángela und Hector sind glücklich verheiratet.
Sie ist gehörlos, aber kann von den Lippen lesen und Hector hat die Zeichensprache gelernt, um den Alltag so einfach wie möglich zu gestalten.
Stiller
Filmkritik von Walter Gasperi
Stefan Haupts Verfilmung von Max Frischs 1954 erschienenem Roman überzeugt mit starker Besetzung und sorgfältiger Ausstattung, lässt aber abgesehen von einer Straffung des Romans einen eigenen Ansatz vermissen.