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CH 2024, D/CH-Dial., 92', Regie: Petra Volpe, mit Leonie Bernesch

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Filmkritik von Walter Gasperi

Petra Volpe folgt hautnah einer Pflegefachfrau durch ihren Spätdienst auf der Chirurgie eines Schweizer Kantonsspitals: Ein von einer famosen Leonie Benesch in der Hauptrolle getragener, meisterhaft verdichteter Einblick in die bis zum äußersten fordernde Arbeit von Pflegekräften, der gleichzeitig prägnante Porträts von Patient:innen zeichnet.

In Österreich werden bis 2030 rund 75.000 Pflegekräfte fehlen, in der Schweiz 2040 rund 40.000. Gleichzeitig ist die berufliche Belastung so hoch, dass ein Viertel bis ein Drittel der ausgebildeten Pflegekräfte nach wenigen Jahren einen Jobwechsel erwägt.

Am Puls der Zeit ist somit Petra Volpe mit "Heldin". Schon vor acht Jahren gelang der italienisch-schweizerischen Filmemacherin mit "Die göttliche Ordnung" (2017) ein großer Publikumserfolg. Komödiantisch erzählte sie darin von der Einführung des Frauenwahlrechts 1971 in der Schweiz. Ungleich ernster ist der Ton von "Heldin", dennoch bewahrt der Film Leichtigkeit und hat mit seiner aufs äußerste verdichteten Inszenierung wiederum beste Chancen auf einen Publikumserfolg.

Sehr eng gehalten ist die Handlung und die klassischen aristotelischen Einheiten werden gewahrt, wenn sich die Handlung auf eine Spätschicht auf der Chirurgie eines Schweizer Kantonsspitals beschränkt, die Station weitgehend der einzige Schauplatz ist und der Fokus ganz auf der Arbeit der Pflegekraft Floria Lindt (Leonie Benesch) liegt.

Die Kamera von Judith Kaufmann folgt ihr im Rücken bei der Busfahrt zum Krankenhaus, zeigt sie beim Spind in der Garderobe beim Anlegen der blauen Dienstkleidung und bei der Dienstübergabe im dritten Stock. Ist die Station schon im Normalfall unterbesetzt, so verschärft der Ausfall einer Kollegin die Situation noch. Eine Krankenpflegeschülerin ist dafür kein Ersatz, kann sie doch nur für Hilfsdienste eingesetzt werden.

Beim Gang Florias von einem Krankenzimmer zum nächsten lernt man die Patient:innen kennen, gleichzeitig steht sie aber auch immer unter Druck. Permanent klingelt das Handy, bald muss ein Patient zum Operationssaal transportiert werden, dann fordert eine Patientin ihr Antibiotikum und der Klassepatient will eine Sonderbehandlung, hat er doch für die Zusatzversicherung bezahlt.

Mal muss Floria eine durch den Anruf der Tochter aus Boston verwirrte Frau mit "Der Mond ist aufgegangen" beruhigen, dann muss sie einen alten Herrn, der schon lange auf das Gespräch mit der Ärztin bezüglich seiner Diagnose wartet, auf später vertrösten.

Die sehr bewegliche Kamera folgt der Pflegekraft bald mit langen Fahrten durch die Gänge, dann wird die Handlung wiederum mittels Schnitten verdichtet. Ein Meisterstück der Rhythmisierung ist "Heldin", wenn einerseits zwar die Belastung Florias sukzessive gesteigert wird, zwischen die Anspannung und Hektik aber auch wieder Momente der Ruhe gesetzt werden wie mit dem Gute-Nacht-Lied, einem Anruf Florias bei ihrer Tochter oder der Betroffenheit nach einem Todesfall.

Über das Privatleben der Protagonistin erfährt man kaum mehr, als dass sie sich vor etwa einem Jahr von ihrem Partner getrennt und eine Tochter im Grundschulalter hat. Mehr als über sie erfährt man über die Patient:innen, wenn einer sich um die Zukunft seines Hundes sorgt, ein anderer erzählt, dass er erst vor einem Jahr geheiratet hat, oder wenn eine Tochter keine Sekunde vom Bett ihres sterbenden Vaters weichen will.

Ein Fehler mit Folgen bleibt nicht aus, einer dankbaren Patientin stehen stets nörgelnde gegenüber und die Pflegekraft sollte immer freundlich bleiben, wird dann aber doch einmal wütend ihre Meinung kundtun. Wie Floria bei ihrer Arbeit an ihre Grenzen gehen muss, wächst auch ihre Darstellerin Leonie Benesch über sich hinaus.
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