Vorschau auf das 5. Zurich Film Festival. Von Walter Gasperi
Schon zum fünften Mal findet heuer vom 24.9. bis 4.10. das Zurich Film Festival statt. Kein „Best of the Year“ wie beispielsweise bei der Wiener Viennale soll dabei geboten werden, sondern mit zehn Weltpremieren setzen die Organisatoren eindeutig auf Neues, vergeben aber auch, um Stars anzulocken Ehrenpreise an renommierte Filmschaffende. Roman Polanski wird zur Verleihung des „Goldenen Auges“ für sein Lebenswerk ebenso in Zürich erwartet wie Morgan Freeman, der mit dem „Golden Icon Award“ ausgezeichnet wird. Während der 75-jährige Polanski, dessen neuester Film „The Ghost“ im Februar 2010 in Kinos kommen soll, zudem mit einer kleinen Retrospektive geehrt wird, bringt der Schauspieler Michael Keaton zur Auszeichnung mit dem „Career Achievement Award“ gleich sein Regiedebüt „The Merry Gentleman“ mit.
Die „grossen“ Filme laufen in Zürich „Out of Competition“. Da wird gleich einmal mit der Weltpremiere von Alain Gsponers Martin-Suter-Verfilmung „Lila, Lila“ eröffnet um dann Terry Gilliams „The Imaginarium of Dr. Parnassus“, Andreas Dresens „Whisky mit Wodka“ oder die Verfilmung von Wadis Diries „Wüstenblume“ folgen zu lassen. Auch Christian Freis Dokumentarfilm „Space Tourists“, in dem sich der Solothurner mit dem Traum vom Weltraumflug beschäftigt, und der Director´s Cut von Dieter Meiers Fantasyfilm „The Lightmaker“ erleben in diesem Rahmen ihre Welturaufführung.
Weniger bekannt sind die Regisseure der drei Wettbewerbsschienen, mit deren Fokussierung auf junge Talente Zürich unübersehbar in ein Konkurrenzverhältnis zu Locarno tritt. Nicht ganz so exklusiv wie beim Tessiner A-Festival muss man freilich sein und kann neben der Weltpremiere des südkoreanischen Films „A Blind River“ unter die 13 Beiträge des „Internationalen Spielfilmwettbewerbs“ mit Peter Stricklands archaischem Rachedrama „Katalin Varga“ und Adrian Biniez´ lakonischer Tragikomödie „Gigante“ auch zwei Filme mischen, die schon im Wettbewerb der letzten Berlinale liefen. Erstmals wird bei diesem Wettbewerb nicht nur die von Debra Winger geleitete Jury ein „Goldenes Auge“ vergeben, sondern auch eine dreiköpfige Jury (Bettina Spoerri, Nina Scheu, Martin Walder) des Schweizerischen Verbands der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten den besten Spielfilm mit dem „Critics Choice Award“ auszeichnen.
Drei Weltpremieren finden sich mit Anita Blumers „Buenos dias, seguimos en guerra“, Christoph Hellers „Mein Vater. Mein Onkel“ und Patrick Soergels und Ryan Fenson-Hoods „The Sound After the Storm“ „im Internationalen Dokumentarfilmwettbewerb“. Dazu kommt der neu geschaffene „Deutschsprachige Spielfilmwettbewerb“, in dem sich unter den acht Filmen mit Lutz Konermanns „Der Fürsorger“, Frieder Wittichs „13 Semester“ sowie Carsten Ludwigs und Jan-Christoph Glasers „66/67 – Fairplay war gestern“ ebenfalls drei Weltpremieren finden.
Abgerundet wird das Programm durch die Zurich Master Class, bei der 20 ausgewählte Nachwuchs-Filmschaffende mit namhaften Dozenten wie Roman Polanski, Peter Fonda, Morgan Freeman oder Erwin Wagenhofer diskutieren können, die Reihe „Neue Welt Sicht“, die den Fokus auf das aktuelle argentinische Filmschaffen richtet, sowie diverser Special Screenings wie einer Vorführung des in der Semaine de la critique von Locarno ausgezeichneten Dokumentarfilms „Pianomania – Auf der Suche nach dem perfekten Klang“.
(Walter Gasperi)
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