Preise am 9. Zurich Film Festival
Die neunte Ausgabe des Zurich Film Festival scheint aus den Kinderkrankheiten früherer Jahre gelernt zu haben und präsentierte während 10 Tagen ein ausgewogenes Programm mit professionell aufgeführten Filmen. Vor allem in den beiden Dokumentarfilmsektionen vermochte das Festival starke Akzente zu setzen. Und so freut es umso mehr, dass ein Schweizer Film den deutschsprachigen Wettbewerb für sich entscheiden konnte: Der schon in Berlin mit dem "First Steps Award" ausgezeichnete NEULAND von Anna Thommen beschäftigt sich mit einer Integrationsklasse im Kleinbasler Kasernenareal. Alle Schülerinnen und Schüler sind erst vor Kurzem in die Schweiz eingereist und müssen in nur zwei Jahren erst einmal Deutsch lernen um dann möglichst bald eine Lehrstelle finden zu können. Behutsam nähert sich der Film dem Lehrer und den Lernenden mit ihren Problemen und Sorgen.
Ein früheres Werk von Anna Thommen, der an vielen Festivals erfolgreich gezeigte Kurzfilm SECOND ME, könnt ihr hier in voller Länge ansehen.
LEJ EN FAMILIE A/S - RENT A FAMILY INC. von Kaspar Astrup Schröder, Sieger des Internationalen Dokumentarfilmwettbewerbs, portraitiert einen japanischen Familienvater, der aus Zufall auf die Idee kam, sich gegen Bezahlung als fiktives Familienmitglied seiner Auftraggeber auszugeben. Sein über das Internet vertriebene Geschäftsmodell verzeichnete grossen Erfolg, so dass mit der Zeit weitere Mitarbeiter eingestellt werden konnten, die sich nun ebenfalls dort als Familienangehörige ausgeben, wo sie im realen Leben fehlen. Bald richtet sich der Fokus auf die Sorgen und Probleme des innovativen Hauptprotagonisten, der sich selbst einsam fühlt, da er innerhalb seiner eigenen Familie keine Bezugsperson hat. Der Film bietet eine eindrückliche Einsicht in die japanische Gesellschaft, in der sich die Menschen nicht offen begegnen können und der Schein um jeden Preis gewahrt werden muss.
LA JAULA DE ORO von Diego Quemada-Díez folgt den guatemaltekischen Jugendlichen Juan, Sara und Samuel auf ihrem gefährlichen Weg in Richtung Norden, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. An der mexikanischen Grenze treffen sie auf den jungen indigenen Chauk, der nur seine eigene Sprache Tzotzil spricht. Nach anfänglichen Querelen mit Juan, der in Chauk nur eine Gefahr und Konkurrenz sieht, kann sich Chauk dank Sara ihnen anschliessen. Auf dem berüchtigten Todeszug begegnen sie korrupten Polizisten, skrupellosen Banditen und einer brutalen mexikanischen Gang, und für die Jugendlichen wird der unbedingte Zusammenhalt zur einzig möglichen Überlebensstrategie.
Obwohl alle vier Hauptprotagonisten keine Schauspielausbildung absolviert haben, spielen sie ihre Rollen so überzeugend, dass sie am Filmfestival in Cannes in der Sektion "Un certain regard" den Preis für die beste schauspielerische Leistung gewannen.
In FINSTERWORLD zeichnet Frauke Finsterwalder nach dem gemeinsam mit ihrem Ehemann geschriebenen Drehbuch, dem Schweizer Schriftsteller Christian Kracht, eine surreale Welt mit skurrilen Personen, die sich plötzlich von einer anfänglichen Idylle zum Ort des Schreckens wandelt.
Preise des 9. Zurich Film Festival
Internationaler Spielfilm LA JAULA DE ORO von Diego Quemada-Diez, Mexiko |
Internationaler Dokumentarfilm LEJ EN FAMILIE A/S von Kaspar Astrup Schroeder, Dänemark |
Deutschsprachiger Spielfilm FINSTERWORLD von Frauke Finsterwalder, Deutschland |
Dokumentarfilm Deutschland, Österreich, Schweiz NEULAND von Anna Thommen, Schweiz |
Kritikerpreis für den besten Erstlingsfilm FINSTERWORLD von Frauke Finsterwalder, Deutschland |
Publikumspreis JOURNEY TO JAH von Noël Dernesch und Moritz Springer, Deutschland |
Treatment-Wettbewerb Dave Tucker |
ZFF für Kinder BELIEVE von David Scheinmann, Grossbritannien |
A Tribute to… Michael Haneke |
Golden Icon Hugh Jackman |
Career Achievement Tim Bevan |
Lifetime Achievement Harrison Ford |
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