Bericht über das 23. Internationale Filmfestival Fribourg vom 14.3. - 21.3.2009. Von Geri Krebs
Die diesjährige Ausgabe des Fribourger Filmfestivals war die erste, die ganz unter der Leitung des neuen künstlerischen Direktors Edouard Waintrop stand. Der 57-jährige französische Filmkritiker, früher bei „Libération“, hatte zwar bereits letztes Jahr das traditionsreiche Festival geleitet, doch war 2008 ein Jahr des Übergangs, denn bei jener Ausgabe war Martial Knaebel, Waintrops Vorgänger, noch Mitglied der entscheidenden „comission artistique“. So wurde in diesem Jahr denn die Neuausrichtung deutlicher sichtbar: Mehr Genre-Kino, mehr Panorama-Reihen und weniger Berührungsängste mit bisweilen auch eher kommerziellem Kino. Besonders erfolgreich war dabei die Reihe „Out of Bollywood“, die sich dem indischen Kino der letzten Jahre verschrieben hatte, und die natürlich in gewisser Hinsicht vom Oscar-Gewinner „Slumdog Millionaire“ profitierte – ein glückliches Zusammentreffen, welches das Festival in seinem Vorfeld denn auch geschickt zu nutzen wusste. Die Zuschauerzahlen gaben nun der neuen Leitung Recht: 2009 war ein Rekordjahr. Mit fast 30 000 Eintritten lag man rund zehn Prozent über den Zahlen des Vorjahres, und bei den Akkreditierungen legte das Festival gar um 25 Prozent zu. Dieser Erfolg ist allerdings umgekehrt proportional zur Zahl der Filme, die nach dem Festival den Weg in die normale Kinoauswertung finden werden. Von allen neuen Filmen in den diversen Sektionen war gerade ein einziger dabei, der in der Schweiz einen Verleih hat. Das ist in der Geschichte des Festivals ohne Beispiel. Dass dann ausgerechnet dieser Film, das Drama „My Magic“ von Eric Khoo aus Singapur, den grossen Preis des Festival gewann, ist zwar vertretbar, war aber nicht zwingend. Insgesamt bot der Wettbewerb ein durchwegs hohes Niveau, er zeigte sich qualitativ ausgeglichener als in manchen früheren Jahren. Und die Panorama Reihen waren mit zwei aus Lateinamerika (Brasilianische Favela-Filme und Hommage an den Peruaner Francisco Lombardi), zwei aus Asien („Out of Bollywood“ und ostasiatische Mafiafilme) und einer aus Afrika („Made in Nollywood“ – Filme aus Nigeria) geografisch ausgewogen. Etwas aus dem Rahmen fiel nur die ebenso viel beachtete Reihe „Die Rache der Frauen“, in welcher mehrheitlich klassisches Hollywood-Kino zu sehen war, und die von einigen Puristen der politisch korrekten Films du Sud denn auch als Verwässerung des Profils kritisiert wurden. Doch mit solcher Kritik kann das selbstbewusste und vielfältige Festival von Fribourg gut leben.
(Geri Krebs)
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