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Undine

DE/FR 2020, D, 90 Min., Regie: Christian Petzold, mit Paula Beer, Franz Rogowski, Jacob Matschenz

Undine

Streaming - Release: 19.11.20 auf filmingo.ch

Filmkritk von Lukas Foerster

Allen Protesten und politischen Initiativen zum Trotz sei es jahrzehntelang nicht gelungen, so doziert in Christian Petzolds Undine eine Frau vor interessierter Zuhörerschaft, den Berliner Wohnungsbau sozialer zu gestalten.

Man meint zu wissen, worauf sie sich bezieht: Über kaum etwas wird in der deutschen Hauptstadt derzeit heftiger gestritten als über die rapide ansteigenden Kosten für Wohnraum. Im Film allerdings nimmt die Sache eine andere Wendung: Die unhaltbaren Zustände auf dem Berliner Wohnungsmarkt blieben während der gesamten wilhelminischen Epoche unverändert, so fährt die Frau fort, und erst 1918, mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde alles anders.

Es geht Petzold, in dieser Szene und auch im gesamten Film, nicht oder jedenfalls nicht nur darum, an tagesaktuelle Schlagzeilen anzudocken, sondern um einen Einbruch der Vergangenheit in die Gegenwart und um die Perspektivenverschiebung, die damit einhergeht. Einen deutlichen Hinweis liefert bereits der Titel: Undine ist eine mythische Figur, die einer Sage des 14. Jahrhunderts entstammt, eine mysteriöse Wasserjungfrau, die den Männern, die sich in sie verlieben, über kurz oder lang den Tod bringt. Auch -Petzolds Undine sagt gleich zu Filmbeginn zu Johannes, ihrem Liebhaber: «Bitte gehe nicht, wenn du mich verlässt, muss ich dich töten.»

Das ist, wie man an ihrer Stimme erkennt, keine Drohung, sondern eine Prophezeiung. Allerdings spricht sie diese Worte nicht in einem schummrigen Zauberwald, sondern in einem Museumscafé, mitten im sich in atemberaubender Geschwindigkeit konsolidierenden Berlin der Gegenwart. Gleich muss sie weiter, sie ist freie Mitarbeiterin der Berliner Senatsverwaltung und hat viel zu tun.
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Kritiken

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- Julia Stache für outnow.ch - Beatrice Behn für kino-zeit.de
- Cornelis Hähnel für cineman.ch - Philipp Schwarz für critic.de
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