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Tinguely

CH 2011, 88 Min., OV/df, Regie: Thomas Thümena, Dokumentarfilm

Tinguely

Rezension von Geri Krebs

Pünktlich zum 20.Todestag des berühmten Schweizer Künstlers ist dieses Porträt des Zürcher Dokumentarfilmers und Produzenten Thomas Thümena eine schöne Hommage an einen Mann, dessen Werk heute schon sehr weit weg scheint.

Der 1967 geborene Thomas Thümena hat Jean Tinguely persönlich nicht gekannt. Der Umstand, dass seine Firma Hugofilm im Jahr 2005 mit Men Lareidas „Jo Siffert – Live Fast, Die Young“ schon einmal einen Dokumentarfilm über einen berühmten Fribourger produziert hatte, brachte Thümena („Ma famille africaine“) auf die Idee, sich einmal näher mit jenem Künstler aus Fribourg auseinander zu setzen, der mit dem berühmten, 1971 verunglückten Rennfahrer befreundet war.

Klassischer, solide gestalteter Dokumentarfilm
Künstlerporträts sind im aktuellen Schweizer Dokumentarfilm sehr beliebt, an den vergangenen Solothurner Filmtagen zählte man allein unter den langen Kinofilmen mehr als ein halbes Dutzend Beiträge. „Tinguely“ - der zu jenem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt war, sondern seine Premiere im März am Festival in Fribourg feierte – reiht sich nahtlos in diese Reihe ein. Der Ansatz von Thomas Thümena war dabei, neben Archivaufnahmen über den Künstler - der, in Fribourg geboren, in Basel aufgewachsen und dann zuerst im Paris der 1950er Jahre bekannt wurde – durch Aussagen von Freunden und Weggefährten lebendig werden zu lassen. So gesehen, ist „Tinguely“ ein klassischer, solide gestalteter Dokumentarfilm. Und natürlich ist ein Künstler, dessen Werk sich in jeder Hinsicht durch Bewegung auszeichnet und dem nichts so sehr ein Gräuel war wie persönlicher Stillstand, als filmisches Sujet äusserst dankbar.

Witzige Anekdoten, erhellende Einblicke

Thomas Thümena schafft es geschickt, solche „Talking Heads“ wie den Künstler und Tinguely-Freund Daniel Spoerri, die Kunsthistorikerin Margrit Hahnloser, seine langjährigen Assistenten Paul Wiedmer und Seppi Imhof oder die französische Schrotthändlerin Françoise Duperche teilweise umwerfend witzige Anekdoten über den Mann erzählen zu lassen, der von seiner Zunft einmal sagte: „Diebe sperrt man ins Gefängnis – Künstler ins Museum“. Viel Raum nimmt natürlich auch Tinguelys Beziehung zu Niki de Saint Phalle ein, hier sorgen Ausschnitte aus Filmen, die die beiden realisiert haben, sowie Gespräche mit ihrer Nichte Bloum Cardenas, und mit ihrem Schwiegersohn Laurent Condominas für erhellende familiäre Einblicke in das Leben eines Menschen, der auch mit zunehmendem Alter seine unberechenbare und chaotische Seite nicht abstreifte.

Weniger geglückt als diese Teile ist allerdings die ziemlich erdrückende Präsenz des Kurators Guido Magnaguagno, der immer wieder dann erscheint, wenn es gilt, Jean Tinguelys Werke kunsthistorisch einzuordnen – hier wäre weniger mehr gewesen. Und es hätte dem Film nicht geschadet, wenn einige der genialen Schöpfungen noch mehr für sich selber gesprochen hätten. So etwa „Le monstre dans la forêt“, jener Zyklop in einem Wald nahe Paris, der zwischen 1969 und 1994 in Zusammenarbeit mit Niki de Saint Phalle und ihren Künstlerfreunden geschaffen wurde. Jean Tinguely wollte hier beweisen, dass ein Kunstwerk keine vollendete Kreation ist, sondern in der Gesamtheit seiner Möglichkeiten ein Eigenleben entwickelt. Dieser Ansatz stand dann allerdings im krassen Widerspruch dazu, dass er selber mit zunehmender Berühmtheit vom Avantgardisten und Bürgerschreck zum Inbegriff eines Schweizer Volkshelden und Exportschlagers wurde – ein Aspekt, den der Film zwar aufgreift, der aber schon für sich alleine einen ganzen Film wert gewesen wäre.
(Geri Krebs)

Kritiken

National
- Rolf Breiner für cineman.ch
- Manu Höllinger für outnow.ch
 
Offizielle Website Verleiher
www.tinguely-film.ch Frenetic

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