Teza
Rezension von Geri Krebs
Rund eine halbe Million Menschen wurden zwischen 1974 und 1991 in Äthiopien unter der Herrschaft von Haile Mengistu Mariam umgebracht. Heute lebt der 1937 geborene Despot friedlich und unbehelligt im Exil in Zimbabwe, obwohl er in seinem Heimatland Äthiopien längst in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.
Bis 1974 hatte das ostafrikanische Land unter dem mittelalterlichen Feudalregime des Kaisers Haile Selassie gelitten, dann machte ein Putsch junger fortschrittlicher Offiziere dieser Herrschaft ein Ende und setzte gewaltige Hoffnungen auf eine bessere Zukunft frei. Auch unter westlichen Linken hatte damals der „Derg“ (Militärrat), wie sich diese Offiziersgruppe nannte, so manche Sympathisanten. Doch innert kurzer Zeit riss einer der Offiziere, Haile Mengistu Mariam, die ganze Macht an sich und etablierte mit tatkräftiger Unterstützung der Sowjetunion ein Schreckensregime, das unter einer marxistisch-leninistischen Fassade unfassbare Gräueltaten verübte. Dies sind die Hintergründe von „Teza“ („Der Tau“) des 1946 geborenen Haile Gerima, der in diesem 140 Minuten dauernden Epos auch Teile seiner eigenen Geschichte verarbeitet. Gerima lebte seit 1967 in den USA im Exil, engagierte sich dort im Kampf der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, und ging 1975 mit grossen Hoffnungen nach Äthiopien. Hier drehte er den Film „Harvest: 3000 Years“, ein Dokudrama über die Unterdrückung der Bauern durch das – soeben gestürzte – Feudalregime. Gerima kehrte danach wieder in die USA zurück, mit „Teza“ ist er nun erstmals wieder in seine alte Heimat zurückgekehrt.
Im Zentrum dieser deutsch-französisch-äthiopischen Koproduktion steht der junge Medizinstudent Anberber, der in den Post-68er-Jahren in Köln in der linken Szene lebt. Die Geschehnisse in seiner Heimat aufmerksam verfolgend, kehrt er Mitte der 1970er Jahre voller Idealismus nach Äthiopien zurück und gerät dort schnell in das blutige Chaos, in welches sein Land hineinschlittert. Am Anfang des Films steht der körperlich und seelisch schwer versehrte Protagonist in seinem Heimatdorf in der Gegenwart und versucht irgendwie zu verstehen, was mit ihm geschehen ist. Temporeich erzählt, und in unzähligen Zeitsprüngen, Rückblenden, sowie häufigem Wechsel zwischen Phantasie und Realität, Europa und Afrika, fordert „Teza“ dem Zuschauer Einiges ab, doch wer sich einlässt auf diese Höllenfahrt, erlebt ein afrikanisches Drama, das am Ende sogar etwas Hoffnung aufscheinen lässt und das man in dieser Art noch kaum je im Kino gesehen hat.
(Geri Krebs)
Kritiken
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