Snijeg - Snow
Rezension von Christine Stark
„Babu (Papa)“ ruft die junge Frau, und ihre Augen leuchten, als sie errät, wen die Mutter gerade imitierte. Den anderen ist anzusehen, dass dies keine gute Idee war; so ist der Abend auch schnell vorbei. Die Kamera fährt die Gesichter der Anwesenden ab, und schon ist man mittendrin, in der bosnischen Dorfgemeinschaft oder besser in dem, was von ihr übrig blieb: Sechs Frauen, wie sie verschiedener nicht sein könnten, ein alter Mann und fünf Kinder.
Mit den Erträgen der offensichtlich fruchtbaren Gegend halten sie sich abseits von grossen Städten über Wasser. Auch wenn es zuweilen aussieht, wie das pralle Leben, wenn die Frauen gemeinsam Unmengen Früchte einkochen, fristen sie ein hartes Dasein, bis eines Tages ein serbischer Spekulant auftaucht und das Land kaufen möchte.
Das in Cannes ausgezeichnete Debüt der Bosnierin Aida Begic erzählt vom (Über-)Leben nach dem Krieg. Es besticht durch eine versierte Bildsprache, die liebevoll beobachtet und zugleich hartnäckig hinschaut. Nicht nur die Häuser sind kriegsversehrt, jede einzelne Biographie ist es. Ehe es weiter nach vorne gehen kann, müssen nochmals alle zurückschauen. Das bosnische Filmschaffen nimmt eindrücklich die Verarbeitung der Kriegstraumata im ehemaligen Jugoslawien auf. Wiederum zeigt eine Regisseurin Talent, auf deren weitere Filme man gespannt sein kann.
(Christine Stark)
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