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Love Me Tender

CH 2019, I/df, 83 Min., Regie: Klaudia Reynicke, mit Barbara Giordano, Antonio Banno, Gilles Privat

Love Me Tender

Filmkritik von Julia Schmidt

Love Me Tender? Da erklingt gleich Elvis Presleys schmachtende Stimme im inneren Ohr.

Doch mit der gleichnamigen Schnulze über ewige Liebesbande hat der Spielfilm der peruanisch-schweizerischen Regisseurin Klaudia Reynicke nur den Titel gemein. Er wartet durchgehend mit einsamen Figuren auf und schlägt alles andere als romantische Töne an. Die längst erwachsene, an Agoraphobie leidende Protagonistin, Seconda (Barbara Giordano), ist aufgrund ihrer Angststörung an die wenigen Quadratmeter ihres Elternhauses gebunden, in dem von inniger Zuneigung nicht die Rede sein kann. Der Vater verschuldet sich mit dubiosen Geschäften und geht fremd. Die verbitterte Mutter verbringt ihre Tage mit Zigaretten und der Zubereitung von Minestrone.

In der Küche dieser Tessiner Familie, in der feindselige Worte und vorwurfsvolle Blicke ausgetauscht werden, steht zwischen angesammelten Nutzlosigkeiten und vollen Aschenbechern ein beleuchtetes Aquarium. Wie ein Sinnbild für die familiären Verhältnisse sticht es immer wieder aus dem abgedunkelten Bildhintergrund hervor. Seconda war – wie kann es mit diesem sprechenden Namen anders sein? – ein zweiter Anlauf zum Kleinfamilienglück, der ordentlich fehlschlug: Sie kam nach dem Unfalltod einer älteren Schwester zur Welt und wuchs überbehütet zu einer unselbstständigen, von Phobien geplagten Frau heran. Nun zollt sie mit ihrer Kleidung in stets aquamarinen Nuancen der Unterwasserwelt Tribut und fristet ein monotones Dasein wie die Fische im Tank. In ihrem begrenzten Lebensraum geht sie auf und ab, knabbert hin und wieder an etwas Essbarem, blickt dann und wann aus dem Fenster auf eine Aussenwelt, die ihr nicht zugänglich ist. Und als die Mutter eines Tages am Küchentisch stirbt und der Vater Reissaus nimmt, trübt sich das Wasser des Aquariums im Gleichschritt mit der Verwahrlosung der Wohnung, in der die verlassene junge Frau krankhaft feststeckt. Doch anders als die hilflosen Zierfische, die nach wenigen Tagen leblos im stinkenden Wasser treiben, ist Seconda mit einem ungetrübten Überlebensinstinkt ausgestattet. Er kommt ihr bei Selbstmordversuchen gerne in die Quere, zwingt sie in ihrer Hungersnot zum Fressnapf der Katze und schliesslich aus dem Haus.
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Kritiken

- Teresa Vena für outnow.ch
- Denise Bucher für nzzas.ch
 
Verleiher
First Hand Films

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