Lila, Lila
Rezension von Irene Genhart
David Kern findet in einem Nachttisch vom Trödler ein Typoskript. Jahrzehnte alt scheint dieses zu sein und erweist sich für den Protagonisten von „Lila, Lila“ vorerst als Geschenk des Himmels: In einer Nacht- und Nebelaktion verleibt Kern dieses seinem Computer ein, ersetzt den Namen des Autors durch seinen eigenen: Le voilà, fertig ist - ja was ist es denn: das Plagiat, die Fälschung?
Nein, soweit hat Kern nie gedacht. Er will bloss die Aufmerksamkeit der Literaturstudentin Marie erwecken, die mit ihren Kommilitonen täglich im Café sitzt, in dem er kellnert, ihn aber keines Blickes würdigt. Der Trick funktioniert. Marie ist begeistert; Kern spätestens dann am Ziel seiner Wünsche, als sie in seinen Armen liegt. Dass Marie das Manuskript hinter seinem Rücken einem Verlag schickt und dieser absolut begeistert reagiert, ist Kern schon viel zuviel. Doch er will sein Glück nicht zerstören. Bringt den Mund nicht auf und so beginnt sich das Litertatur-Wunder-Karussell bis zur Frankfurter Buchmesse zu drehen, dass ihm Sturm und Bange wird.
Eine bissige Satire auf den Literaturbetrieb gewürzt mit einer Lovestory und eines von Martin Suters besten Bücher ist „Lila, Lila“. Nun hat der Schweizer Wahlberliner Alain Gsponer dieses auf die Leinwand gehoben: Als eine allen Regeln des Genres gehorchende romantische Komödie, die dem modernen Literaturbetrieb nebenbei ab und an eins auswischt - seiner Vorlage aber nicht wirklich nahe kommt. Dem Vergnügen tut dies keinen Abbruch. Denn Daniel Brühl läuft in der Rolle eines schüchternen Stössels, der unfreiwillig zum literarischen Hochstapler mutiert zu Höchstform auf, und Hannah Herzsprung haucht der Blaustrumpf-Marie zünftig Charme und Charisma ein. Der heimliche Held von „Lila, Lila“ aber ist Henry Hübchen, der sich als des Romans echter Autor ausgebend David zünftig die Hölle heiss macht.
(Irene Genhart)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.lilalila-film.de | Warner Bros. |
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