John Rabe
Rezension von Stefan Volk
Es ist eine faszinierende Geschichte, die Oscar-Preisträger (Kurzfilm „Quiero Ser“) Florian Gallenberger in seinem Kriegsdrama „John Rabe“ erzählt: die „wahre“ Geschichte eines in seinem Heimatland lange vergessenen Helden.
John Rabe (1882-1950) war ein deutscher Kaufmann, Angestellter von Siemens China Co. und NSDAP-Mitglied. Gemeinsam mit anderen Ausländern setzte er sich 1937 beim japanischen Angriff auf Nanking erfolgreich für die Einrichtung einer Schutzzone ein, um so ein Massaker zu verhindern. Etwa 250.000 Zivilisten fanden in dieser vier Quadratkilometer grossen Sicherheitszone Unterschlupf und wurden mit Lebensmitteln und Medizin versorgt. In China gilt Rabe seitdem als ein Held. Die „New York Times“ nannte ihn den „Oskar Schindler Chinas“. Ein grossartiger Filmstoff also.
Und auch darstellerisch überzeugt der mit Ulrich Tukur (John Rabe), Steve Buscemi (als amerikanischer Chefarzt und glühender Nazigegner) und Daniel Brühl (als deutsch-jüdischer Diplomat) hervorragend besetzte Film. Technisch kann er es, etwa in der Umsetzung der Luftangriffe, durchaus mit Michael Bays „Pearl Harbor“ aufnehmen. Leider aber gerät er auch genauso pathetisch. Gallenberger ist eben (noch?) kein Steven Spielberg Deutschlands. Er arbeitet mit ähnlichen Mitteln, setzt sie aber vergleichsweise unbeholfen ein. Dort wo Spielberg kaschiert und konturiert, packt Gallenberger den ganz dicken Genrepinsel aus, übermalt alle Brüche und Widersprüche und zeichnet ein derart heroisches Porträt, dass sich darin der historische John Rabe kaum noch wiederfinden dürfte.
(Stefan Volk)
Kritiken
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www.johnrabe.de | Rialto |
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