J'ai tué ma mère
Rezension von Irene Genhart
„J‘ai tué ma mère“ ist ein herzhaft-originelles Coming-of-age-Movie. Das liegt wohl vor allem am jugendlichen Alter seines Regisseurs und Hauptdarstellers Xavier Dolan.
Pubertierende, es liegt in der Natur der Sache, rebellieren. Gegen herrschende Ordnungen. Gegen die Gesellschaft. Vor allem gegen die Eltern. Und wo ein Junge, wie Hubert in „J‘ai tué ma mère“, mit seiner Mutter alleine aufwächst, richtet sich sein unmutiges Aufbegehren notgedrungen gegen diese. „Ich habe sie als Kind geliebt. Aber...“ beginnt denn auch Huberts Video-Tagebuch, in dem sich unverblümt ehrlich der Seelenzustand des 17-jährigen Protagonisten spiegelt. Dann sitzen Hubert und seine Mutter Chantale (Anne Dorval) zusammen am Tisch. Sie isst und er regt sich göttlich auf, weil sie sich dabei den Mund verschmiert. Chantale reagiert gelassen. Doch wie sie Hubert am nächsten Morgen zur Schule chauffiert und das Gemotze weitergeht, setzt sie ihren Sohn irgendwann einfach auf die Strasse.
Ätzend ist das. Aber auch wohltuend lebensnah: Gibt es über „J‘ai tué ma mère“ etwas anzumerken, dann dies: So unverblümt gestritten, geliebt, gehasst, sich glücklich und zornig gefühlt wie ebenda, wird auf der Leinwand selten. Das liegt wohl vor allem daran, dass der für Regie, Produktion, Drehbuch und Hauptrolle verantwortliche Xavier Dolan bei der Uraufführung in Cannes 2009 gerade mal zwanzig Jahre alt war und die Filmemacherei ganz offensichtlich dem Alter entsprechend „unverdorben“ und experimentierfreudig anging. Und dass sein Film nicht nur ein Coming-of-age-, sondern auch ein Coming-out-Movie ist: Hubert steckt nicht nur in der Pubertät, sondern ist seit einigen Monaten auch schwer verliebt. In einen Schulkollegen. Und dass er schwul ist, kann er seiner Mutter einfach unmöglich so erzählen.
(Irene Genhart)
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