Cosa voglio di più
Rezension von Walter Gasperi
Silvio Soldini stellt in seinem Drama seine Protagonistin vor die Entscheidung, ob sie sich in den ruhigen Alltagstrott fügen oder sich rücksichtslos einer leidenschaftlichen Liebe hingeben soll.
Alles, was man sich so vom Leben erwartet, hat die Mitdreissigerin Anna erreicht. In Alessio hat sie einen äusserst gutmütigen, allerdings auch langweiligen Lebenspartner und in einem Versicherungsbüro einen sicheren Job. Finanziell muss man sich keine Sorgen machen und da die Bekannten reihum Kinder bekommen, könnte man jetzt auch an eigenen Nachwuchs denken. Ein Blick über die Balkone der umliegenden Wohnblocks lässt in Anna aber die Frage aufsteigen, ob das wirklich schon alles war, was sie vom Leben erwarten durfte, ob jetzt nur noch der Alltagstrott folgen soll.
Da läuft ihr eines Tages der arabischstämmige Domenico über den Weg – und auf Anhieb funkt es. So wenig Anna aber Alessio aufgeben möchte, so wenig möchte Domenico sein Familienleben gefährden und so trifft man sich wöchentlich für einen Nachmittag im Stundenhotel. – Eine Dauerlösung kann das freilich auch nicht sein.
Differenziert leuchtet Silvio Soldini, unterstützt von einem hervorragenden Schauspieler-Ensemble, die verschiedenen Positionen aus, fokussiert zwar auf Anna, bietet aber auch Einblick in die familiäre Situation Domenicos. Niemand wird hier leichtfertig verurteilt, vielmehr macht Soldini mit hektischem Schnitt und Handkamera immer wieder die Aufgekratztheit und Unsicherheit der Figuren sichtbar, das Begehren, das sie antreibt, und die Gier nach Leben ebenso wie den Wunsch dieses Begehren abzustellen. Die Zerrissenheit kommt im wiederholten Schwanken Annas, aber auch Domenicos zum Ausdruck, allerdings überdehnt Soldini hier gegen Ende den Bogen etwas, bietet aber durchaus folgerichtig keine echte und einfache Lösung an.
(Walter Gasperi)
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Kommentare
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Claudine75
Montag, 29. Januar 2018 18:21:16