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Where The Wind Comes From

TN 2024, OV/df, 99', Regie: Amel Guellaty, mit Eya Bellagha, Slim Baccar, Maya Blouza
Where The Wind Comes From

Filmkritik von Walter Gasperi

Amel Guellaty erzählt vor dem Hintergrund der tristen sozialen Situation Tunesiens einfühlsam von den Träumen einer jungen Generation: Ein poetisches Roadmovie, das mit seinen kräftigen Farben und dem Widerstandswillen der beiden ungleichen Protagonist:innen den Verhältnissen zum Trotz Lebensfreude und Optimismus verbreitet.

Längst sind die Hoffnungen auf einen Aufbruch, die der "Arabische Frühling" 2010 weckte, verflogen. Keine Zukunftsperspektiven sieht die 19-jährige Alyssa, die zudem der Tod ihres Vaters belastet, in ihrem eigenen Land und träumt von einer Emigration nach Europa.

Nicht nur in der Schule flüchtet sie aus dem Alltag in Träume, in denen Amel Guellaty den Ton komplett weglässt und die Lehrerin plötzlich tanzen lässt, sondern auch später taucht sie in poetischen Szenen immer wieder in eine Traumwelt ab, sieht sich mit einer Freundin in einem Club dem Boden entschweben oder sieht auf der Fensterbank einen prächtig bunten Vogel.

Seit Kindertagen ist sie mit dem 23-jährigen Nachbarssohn Mehdi (Slim Baccar) befreundet, Paar sind sie dennoch keines. Mehdi hat zwar einen Abschluss als IT-Techniker, aber einerseits findet er in der Branche keinen Job und andererseits möchte er sowieso viel lieber als Comic-Zeichner reüssieren. So verarbeitet er auch Alyssas Träume in Porträts, in denen er Alyssas Kopf surrealistisch verzerrt.

Mehr noch als die Schule hält Alyssa aber die Fürsorge um ihre psychisch kranke Mutter und um ihre kleine Schwester von einer Flucht aus Tunesien ab. Als sie aber eine Ausschreibung für einen Zeichenwettbewerb auf der in Südtunesien gelegenen Insel Djerba entdeckt, bei dem ein Stipendium in Deutschland gewonnen werden kann, gibt es für sie kein Halten mehr. Alles unternimmt sie, damit Mehdi am Wettbewerb auf der 500 Kilometer von Tunis entfernten Insel teilnehmen kann. Weil aber die Busfahrer streiken und ihre finanziellen Mittel sehr beschränkt sind, greift sie schließlich auch zu illegalen Mitteln, um ihr Ziel zu erreichen.

Damit setzt ein klassisches Roadmovie ein, bei dem sich die beiden gegensätzlichen Protagonist:innen aneinander reiben können. Während Alyssa nämlich immer selbstbewusst auftritt, nicht nur einen Wagen klaut, sondern auch in einer Raststätte mit einem entsprechenden Trick Kekspackungen mitgehen lässt und es auch mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, tritt Mehdi immer schüchtern und zurückhaltend auf. – Über die individuelle Geschichte hinaus spiegelt sich in den beiden Protagonist:innen dabei unübersehbar das Lebensgefühl einer ganzen jungen Generation Tunesiens.
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Verleiher
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