Tereza - O Último Azul
Filmkritik von Walter Gasperi
In einem zukünftigen Brasilien werden alte Menschen zwangsweise in eine Kolonie abgeschoben. Die 77-jährige Tereza widersetzt sich aber diesem Befehl und bricht zu einer Reise auf dem Amazonas auf: Atmosphärisch dichtes, melancholisches und warmherziges Flussmovie, das von seiner großartigen Hauptdarstellerin Denise Weinberg getragen wird.
Flugzeuge kreisen über der am Amazonas gelegenen Kleinstadt und verkünden über Lautsprecher und Banner: "Die Zukunft gehört allen". Geehrt wird auch Tereza (Denise Weinberg) für ihre 77 Lebensjahre mit Lorbeerkranz um die Haustür und Medaille, muss aber auch peinliche Fragen der Beamtin zu Gehhilfe, Windeln und selbstständiger Körperpflege über sich ergehen lassen.
Die Seniorin fühlt sich nämlich noch topfit, arbeitet auch noch in einer Krokodilschlachterei als Reinigungskraft und tritt selbstbewusst auf. An Rente denkt sie nicht, wird aber zwangspensioniert und auch die Behörde meldet sich: Wurden bislang nämlich Menschen über 80 zwangsweise in entlegene Kolonien abgeschoben, so wurde das Alter dafür vor kurzem auf 75 herabgesetzt.
Offiziell heißt es, dass die jüngere Generation damit entlastet und von der Fürsorgepflicht für die Eltern befreit werden soll, in Wahrheit geht es aber um die Steigerung der Produktivität.
Tereza schaudert aber davor zurück, in einem Käfig auf einem Pickup zur Verladestelle in Busse transportiert zu werden. Vielmehr möchte sie noch ihren Traum von einem Flug verwirklichen - ein Motiv, das an den Wunsch des alten Knechts in Yves Yersins "Les petites fugues" ("Kleine Fluchten", 1979) erinnert und natürlich auch eine universelle Metapher für Freiheit ist.
Doch ohne Zustimmung ihrer Tochter ist Tereza praktisch handlungsunfähig. Weder kann sie ein Flug- noch ein Schiffsticket kaufen, sodass sie sich gegen entsprechende Bezahlung von einem heruntergekommenen Kapitän auf seinem klapprigen Kutter illegal zu einem privaten Flugfeld im Amazonasdschungel bringen lassen will….
So entwickelt sich ein Flussmovie mit Begegnungen und Erfahrungen, die Tereza das Leben neu entdecken lassen. Das enge 4:3-Format in dem Gabriel Mascaro gedreht hat, macht dabei die Enge spürbar, die das Leben der alten Menschen bestimmt. Die nahen Aufnahmen, die dabei dominieren, rücken die Menschen ins Zentrum, während Bilder von der Flussfahrt immer wieder ein Gefühl der verweigerten Weite wecken.
Wenn immer wieder vom Geld die Rede ist und die Männer, denen Tereza auf ihrer Reise begegnet, sie abzocken wollen, dann erzählt Mascaro beiläufig auch von einer kapitalistischen Gesellschaft, der die Menschlichkeit abhandengekommen ist. Aber auch Kritik an Korruption wird geübt, wenn bald klar wird, dass Reiche ihre Abschiebung in die Kolonie gegen entsprechende Bezahlung verhindern können.
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