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Sorda

ES 2025, OV/df, 99', Regie: Eva Libertad, mit Miriam Garlo, Alvaro Cervantes, Elena Irureta
Sorda

Filmkritik von Walter Gasperi

Eva Libertad versetzt die Zuschauer:innen in ihrem ganz im Alltäglichen verhafteten, unaufgeregten zweiten Spielfilm intensiv in die Wahrnehmungswelt einer Gehörlosen und vermittelt berührend das Gefühl der Ausgrenzung in einer Welt der Hörenden: Ein in seinem genauen Blick und seiner zurückhaltenden Inszenierung lange nachwirkendes Filmerlebnis, das für die Situation von Gehörlosen sensibilisiert.

In jeder Szene von "Sorda", dessen Titel übersetzt "gehörlos" heißt, spürt man, dass Eva Libertad genau weiß, wovon sie erzählt. Verwundern kann das nicht, ist ihre Schwester Miriam Garlo doch selbst seit dem achten Lebensjahr gehörlos. Schon 2021 erzählte Libertad im preisgekrönten Kurzfilm "Sorda", ausgehend von der persönlichen Situation ihrer Schwester, die auch die Hauptrolle spielte, von einer gehörlosen jungen Frau, die über eine Schwangerschaft nachdenkt.

Im Kinofilm "Sorda", in dem wieder Miriam Garlo die Hauptrolle spielt, ist diese Entscheidung schon gefallen. Schon am Beginn ist die gehörlose Ángela schwanger und freut sich mit ihrem hörenden Partner Héctor (Álvaro Cervantes), der sich ganz auf ihre Welt einlässt und mit ihr und ihren gehörlosen Freund:innen ganz selbstverständlich in Gebärdensprache kommuniziert, auf das Kind.

Auch an ihrem Arbeitsplatz in einer Töpferei kommunizieren die Kolleg:innen mit ihr in Gebärdensprache. Unsicher sind dagegen Ángelas hörende Eltern, wie es denn für eine gehörlose Mutter mit einem Kind in einer Welt der Hörenden sein wird.

Unsicherheit und Zweifel stellen sich aber auch bei Ángela und Héctor bald ein. Nicht nur die Frage, ob ihr Kind ebenfalls gehörlos sein wird, belastet sie nämlich, sondern Ángela muss im Zuge der Schwangerschaft auch zunehmend ihre abgeschlossene und beschützte Welt verlassen. Hilflos fühlt sie sich so bei der Gynäkologin, bei der Héctor für sie dolmetschen muss, und zur Zerreißprobe wird die schwere Geburt, bei der sie im Kreißsaal die Kommentare und Anweisungen der Hebamme und Ärzte nicht versteht und Héctor nicht immer in Sichtweite sein kann, um zu übersetzen.

Mag auch die Freude über die kleine Ona zunächst groß sein, so tut sich Ángela doch schwer eine Beziehung zu ihrem hörenden Kind aufzubauen. Zunehmend fühlt sie sich nämlich ausgeschlossen und überflüssig, weil sie einerseits das Schreien des Babys nicht hört und andererseits das Baby mehr auf Geräusche der Umwelt als auf Ángelas Versuche mit ihm zu gebärden reagiert.

Risse bekommt so auch zunehmend die Beziehung zu Héctor, der nicht nur mit dem Baby spricht und damit Ángela ausgrenzt, sondern bald auch auf einem Spielplatz oder in der Spielgruppe die Kommunikation mit anderen Müttern und Betreuerinnen übernimmt…
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Kinos

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Kritiken 

National International
  - Kira Taszman für filmdienst.de
  - Lida Bach für moviebreak.de
  - Anna Marie de la Fuente für variety.com
  - Jonathan Holland für screendaily.com
  - Leslie Felperin für theguardian.com
Verleiher
Agora Films / Filmcoopi

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