Sirât

Filmkritik von Walter Gasperi
Ein Vater sucht bei Raves in der Wüste Marokkos seine Tochter und begibt sich dabei auf eine zunehmend gefährliche Reise: Oliver Laxe erzählt in seinem Roadmovie, das durch wummernde Techno-Musik und grandiose Wüstenbilder hypnotischen Sog entwickelt, verstörend von Verlust, Selbstfindung und Überwindung der Todesangst.
Ein Insert ist Oliver Laxes in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichneten vierten Spielfilm vorangestellt, das informiert, dass Sirāt im Islam eine Brücke ist, die der Verstorbene auf dem Weg ins Paradies überqueren müsse. Diese Brücke sei aber so dünn wie ein Haar und so scharf wie ein Schwert, dass jederzeit der Absturz in die darunterliegende Hölle drohe.
Von Anfang an macht der französisch-spanische Regisseur damit klar, dass die äußere Reise, von der sein Film erzählt, vor allem als Allegorie auf das menschliche Leben und eine Selbstfindung zu lesen ist. Gleichzeitig funktioniert "Sirāt" mit den Gefahren, mit denen die Protagonist:innen auf ihrer Reise konfrontiert werden, aber auch als packendes Genrekino.
Dokumentarisch wirkt der Beginn, wenn in der Wüste Marokkos am Fuß einer Felswand mächtige Boxentürme für einen Rave aufgebaut werden, und nach Soundchecks bald die Teilnehmer:innen zu den wummernden Techno-Beats in tranceartigen Tanz fallen.
Eine Spielfilmhandlung kommt in den Film, wenn der knapp 60-jährige Luis (Sergi López) sich mit seinem zwölfjährigen Sohn Esteban (Bruno Núñez) unter die Raver mischt und ihnen ein Foto von seiner Tochter zeigt, die vor mehreren Monaten bei so einem Event verschwunden sein soll.
Weder erhält man Hintergrundinformationen über Luis und seinen Sohn noch über die Raver. Ganz im Hier und jetzt spielt dieses Wüsten-Roadmovie, in dem Sergi López und Bruno Núñez die einzigen professionellen Schauspieler sind, während alle anderen Rollen mit Laien besetzt wurden.
Von Anfang an erzeugt dabei die Technomusik des französischen DJs Kangding Ray in Verbindung mit Mauro Herces körnigen 16-mm-Aufnahmen der rotbraunen Sandsteinberge oder endlos weiter Wüstenebenen einen Sog, der auch die Zuschauer:innen in einen tranceartigen Zustand fallen lässt und bis zum letzten Ton während des Abstands nicht mehr loslässt.
Weiter zur ganzen Filmkritik auf film-netz.com
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/g3eKRdCtLE8?si=s7ti4VTtAimHVVNq" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe>
Kinos
Zürich | Bern | Basel | Luzern | Winterthur | St. Gallen |
|
|
|
|
|
|
Kritiken
Verleiher |
Filmcoopi |