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Diamant Brut

FR 2024, F/d, 104', Regie: Agathe Riedinger, mit Malou Khebizi, Idir Azougli, Andréa Bescond
Diamant Brut

Filmkritik von Walter Gasperi

Agathe Riedinger zeichnet in ihrem Spielfilmdebüt das Porträt einer 19-jährigen Französin, die von einer Karriere als Reality-TV-Star und Influencerin träumt: Ein intensiver und roher, von der großartigen Hauptdarstellerin Malou Khebizi getragener Blick auf eine Welt, die einem älteren Publikum unbekannt sein dürfte.

Hautnah ist die Kamera von Noé Bach an der 19-jährigen Liane (Malou Khebizi) dran, rückt ihre übergroßen Silikonbrüste ebenso ins Bild wie die aufgespritzten Lippen, die bunt bemalten verlängerten Fingernägel, die dick aufgemalten schwarzen Augenbrauen und die glitzernden High Heels. Lange sieht die Kamera ihr beim Schminken zu, ehe sie wieder vor der Kamera post und dann ein Video auf ihren Instagram- oder Tiktok-Account stellt.

Dynamisch folgt ihr die unruhige Handkamera, wenn sie im Einkaufszentrum Parfüm, USB-Sticks und Pailletten von Kleidern klaut, ersteres auf der Straße zu verkaufen versucht und mit letzterem ihre Kleider aufpeppt. Mit nervösem Schnitt kehrt Agathe Riedinger in ihrem Langfilmdebüt die Energie und Getriebenheit ihrer Protagonistin nach außen. Keine Distanz kennt der im engen 4:3-Format gedrehte Film, sondern lässt unmittelbar teilhaben an Lianes Traum von einer Karriere als Star einer Reality-TV-Show und Influencerin.

In scharfem Kontrast dazu stehen aber Lianes Lebensbedingungen. Mit ihrer Mutter, die sie für zwei Jahre wegen ihrer Widerspenstigkeit ins Heim gegeben hat, und ihrer kleineren Schwester lebt sie in einer tristen Sozialwohnung an der Côte d´Azur. Mehr als die Mutter, die mit Männerbekanntschaften die Miete finanziert, dennoch knapp vor der Delogierung steht, übernimmt Liane Verantwortung für ihre Schwester, fungiert für diese aber auch schon als Role Model.

Wütend wird Liane, als die Beamtin im Jobcenter Zweifel an ihren Träumen hegt und sie zu einer bodenständigen Ausbildung motivieren will. Tatsächlich erhält sie aber bald einen Anruf von der Casting Direktorin einer angesagten Reality-TV-Show und wird zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Zermürbend ist dann freilich das lange Warten auf eine Antwort, ob sie eine Rolle in der Show bekommt oder nicht. Aber immerhin steigt allein durch die Einladung zum Vorsprechen die Zahl ihrer Follower.
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