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Der Held Vom Bahnhof Friedrichstrasse

DE 2025, D, 114', Regie: Wolfgang Becker, mit Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich
Der Held Vom Bahnhof Friedrichstrasse

Filmkritik von Walter Gasperi

"Good Bye, Lenin!"-Regisseur Wolfgang Becker erzählt in seinem letzten Spielfilm leichthändig von einem vermeintlichen Helden der ehemaligen DDR, von Wahrheit und Lüge, falschen Geschichtsbildern und Erinnerungskultur – und vom Aufblühen einer Liebe: Eine vor Witz sprühende, wunderbar ironische und von einem herausragenden Ensemble getragene, schwungvolle Komödie.

Wolfgang Becker verfilmte Maxim Leos 2022 erschienenen Roman "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" im Bewusstsein, unheilbar an Krebs erkrankt zu sein. Dennoch gibt es nichts Schweres in diesem Film, sondern er ist durchzogen von wunderbarer Leichtigkeit. Bald nach Abschluss der Dreharbeiten starb Becker im Dezember 2024 im Alter von 70 Jahren. Nur den ersten Rohschnitt konnte er noch begutachten, fertiggestellt wurde die Komödie schließlich vom Regisseur Achim von Borries, der angesichts der Krankheit von Becker schon früh in das Projekt einbezogen worden war.

Nur sechs Filme drehte Becker in seiner fast 40-jährigen Karriere. Schon sein Abschlussfilm an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin "Schmetterlinge" (1988) gewann in Locarno den Goldenen Leoparden, zu seinem größten Erfolg entwickelte sich aber "Good Bye, Lenin" (2003).

Wie in dieser Komödie, in der ein Sohn auch nach dem Fall der Berliner Mauer für seine schwerkranke Mutter die Illusion des Fortbestehens der DDR aufrecht erhält, erzählt Becker auch in seinem letzten Film einerseits eine deutsch-deutsche Geschichte und andererseits von einer Täuschung.

Einen liebevoll-ironischen Ton schlägt "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" schon mit dem Einstieg an, in dem mittels einer Modelleisenbahn von der größten Massenflucht aus der DDR im Jahr 1984 erzählt wird: Durch eine falsch gestellte Weiche an dem an der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin gelegenen Bahnhof Friedrichstraße fuhr damals eine S-Bahn mit 127 DDR-Bürgern vom Osten Berlins in den Westen.

Fiktiv ist diese Geschichte und bildet auch nur den Ausgangs- und Angelpunkt des 2019 spielenden Films. Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls will ein Magazin eine große und neue Story zur DDR bringen. Das Studium von Stasi-Akten bringt den Journalisten Alexander Landmann (Leon Ulrich) auf die Spur von Micha Hartung (Charly Hübner), der damals die Weiche falsch gestellt und so die Flucht organisiert haben soll.

Landmann macht Hartung, der nun die Videothek "The Last Tycoon" im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg führt und vor der Pleite steht, ausfindig. Zeigt der ziemlich verwahrloste Videothekar zunächst wenig Interesse, seine Geschichte zu erzählen, da es keine geplante Aktion gab, sondern die Umleitung des Zuges mehr aus Zufall und einem Versehen resultierte, ändert er seine Meinung als Landmann ihm Geld anbietet: Er bauscht die Geschichte auf und stilisiert sich zum Regimegegner, der für seine Tat monatelang im Stasi-Gefängnis saß.

Geschockt ist Hartung, als er durch die Reportage, in der Landmann zusätzlich noch Einiges ausgeschmückt hat, zum Helden aufsteigt. Dennoch spielt dieser Loser, den der Chefredakteur des Magazins sogar einen ostdeutschen Oskar Schindler sieht, weiterhin mit, als er in eine Talk-Show eingeladen wird, den Bundespräsidenten im Schloss Bellevue besuchen und schließlich sogar im Bundestag die Gedenkrede zum 30. Jahrestag des Mauerfalls halten soll.

Zum Ruhm kommt auch die Liebe, als er die mit Beziehungsproblemen kämpfende Staatsanwältin Paula (Christiane Paul) kennenlernt. Sie glaubt, dass Hartung ihr Leben entscheidend beeinflusst hat, da sie 1984 als Kind mit ihrer Mutter im Zug saß, der den Weg in den Westen nahm.
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Kritiken 

National International
- Linda Mullan für outnow.ch - Rudolf Worschech für epd-film.de
- Sofia Glasl für tagesanzeiger.ch - Oliver Armknecht für film-rezensionen.de
  - Sigrid Fischer für ndr.de
  - Gunda Bartels für tagesspiegel.de
  - Marian Wilhelm für derstandard.at
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