Vorschau auf das 58. Filmfestival von San Sebastián von Geri Krebs
Am 17. September beginnt in San Sebastián die 58. Ausgabe des internationalen Filmfestivals, bis zum 25. September werden insgesamt 193 Filme laufen.
Wie bereits im vergangenen Jahr ist das Festival - das seit dem Jahr 1957 zur Kategorie A gehört – aus Spargründen um einen Tag verkürzt und verzichtet auch auf die traditionelle Abschiedsgala. Grund dafür ist die in Spanien unvermindert heftige Wirtschaftskrise, die sich allerdings nicht in der Anzahl neuer einheimischer Produktionen in den beiden Wettbewerben „Sección oficial“ und „Zabaltegi - Nuevos directores“ niederschlägt. Nicht weniger als vier spanische Filme sind es im 15 Beiträge umfassenden Hauptwettbewerb, während unter den 16 Filmen der „Nuevos directores“ zwei aus Spanien um den „Premio Kutxa“ konkurrieren - der mit 90 000 Euros immer noch einer der höchst dotierten internationalen Festivalpreise ist.
Newcomer, bekannte Namen und Julia Roberts
Ähnlich wie an den Festivals von Locarno und Zürich ist auch in San Sebastian in diesem Jahr der Anteil von jungen unbekannten Regisseurinnen und Regisseuren höher als bei früheren Ausgaben, und so stammen denn auch die insgesamt sechs spanischen Beiträge in den beiden Wettbewerben von Newcomern.
Eröffnet wird das Festival allerdings mit dem Film eines gestandenen Cineasten, dem Drama „Chicogrande“ des 73jährigen Mexikaners Felipe Casals. Dieser erzählt hier eine opulent ausgestattete Geschichte aus der Zeit der mexikanischen Revolution. „Chicogrande“ läuft im Hauptwettbewerb, hier finden sich als weitere bekannte Namen unter anderen die neuesten Filme von John Sayles („Amigo“ - ebenfalls ein Historiendrama), Raúl Ruiz („Misterios de Lisboa“), Naomi Kawase („Genpin“) und Peter Mullan („Neds“).
Die Jury des internationalen Wettbewerbs wird von dem serbischen Regisseur Goran Paskaljevic präsidiert. Weitere Mitglieder der sechsköpfigen Jury sind unter anderem der argentinische Regisseur Pablo Trapero, die peruanische Regisseurin Claudia Llosa oder die britische Dokumentarfilmerin Lucy Walker, deren neuester Film, „Countdown to Zero“ – über die Gefahren der aktuellen atomaren Aufrüstung - ausserhalb des Wettbewerbs in der Sektion „Zabaltegi – Perlas de otros festivales“ läuft.
Der grösste Rummel wird zweifellos am 20. September stattfinden, dann, wenn Julia Roberts den diesjährigen „Premio Donostia“, einen jährlich vergebenen Schauspielpreis, erhalten wird. Anlass dazu wird die Spanienpremiere des Selbstfindungsdrams „Eat, Pray, Love“ von Ryan Murphy sein, in dem neben Roberts der Spanier Javier Bardem eine Hauptrolle spielt.
Retrospektive zum Dokumentarfilm
„.doc - Nuevos caminos de la no-ficción“ lautet dieses Jahr der Titel der thematischen Retrospektive. Bis anhin hatte der Dokumentarfilm in San Sebastián eher ein Schattendasein gefristet. Nun wird mit einer 40 Titel umfassenden Reihe von Dokumentarfilmen der letzten zehn Jahre dieser Sparte die Reverenz erwiesen. Besondere Beachtung wird dabei die Weltpremiere von „Aral, el mar perdido“, dem neuesten Film von Isabel Coixet, finden. Die international bekannte Katalanin („The Secret Life of Words“) vermittelt in “Aral, el mar perdido” Eindrücke von der Umweltkatastrophe an dem fast gänzlich ausgetrockneten zentralasiatischen Aral-See. Als weitere aktuelle Dokumentarfilme laufen in dieser Reihe die neuesten Filme von Frederick Wiseman („Boxing Gym“) und von dem Rumänen Andrei Ujica („Lui Nicolae Ceausescu“).
(Geri Krebs)
|