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Lange haben keinen Platz und Afrika erhebt sich – Vorschau auf die 15. Kurzfilmtage Winterthur. Von Geri Krebs

Lange haben keinen Platz und Afrika erhebt sich – Vorschau auf die 15. Kurzfilmtage Winterthur. Von Geri Krebs

Ein neues Erscheinungsbild und erstmals ein Schwerpunkt mit afrikanischen Kurzfilmen. - Dies sind einige Neuerungen der Kurzfilmtage Winterthur, die in diesem Jahr vom 9. - 13. November stattfinden.

Dass zwischen den Begriffen „kurz“ und „Abkürzung“ ein direkter Zusammenhang besteht, das vermittelt der neue, von der Werbefirma „Neue LGK“ entwickelte Gesamtauftritt der Kurzfilmtage. Mit auf den ersten Blick scheinbar sinnlos aneinander gereihten Buchstaben machen die 15. Kurzfilmtage mit diversen Buchstabenkombinationen auf Plakaten und im Programmheft auf sich aufmerksam. Das heisst dann beispielsweise: G.K., n.k.Z.G. – was sich bei genauem Hinsehen so liest „Grosses Kino, nur kürzer. Zum Glück.“

Wachsendes internationales Ansehen
Der Buchstabe K mit einem Punkt, klein geschrieben und auf einem Hintergrund, der dem Blatt einer Kreissäge ähnelt, wurde dagegen als Logo der Kurzfilmtage beibehalten. Dieses Erkennungszeichen besteht bereits seit 2007 und steht so für die Kontinuität eines Festivals, das in den letzten Jahren stetig gewachsen ist und das immer mehr internationale Anerkennung erfahren hat. Das drückt sich etwa darin aus, dass der Gewinnerfilm des Festivals von 2009, „Ich bin’s Helmut“ von Nicolas Steiner, es in die Endauswahl der Oscar-Nominationen geschafft hat, oder dass Teile des letztjährigen Programms an so vielen Festivals im Ausland präsentiert wurden wie nie zuvor, darunter etwa an jenen von Krakau und Sarajewo, wie Reto Bühler, der künstlerische Leiter der Kurzfilmtage, nicht ohne Stolz betont.

Fokus auf afrikanischem Kurzfilmschaffen
Hinsichtlich internationaler Ausrichtung fällt in diesem Jahr auf, dass neben dem traditionellen Wettbewerb - der wieder aus sechs Blöcken besteht und Filme aus mehreren Dutzend Ländern enthält – ein grosser Block von Kurzfilmen vom afrikanischen Kontinent vorgestellt wird. Schwerpunkt sind dabei Filme aus Südafrika und aus Madagaskar, letzteres ein Land, das im Programm als „Terra Incognita“ bezeichnet wird. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Kurzfilmtage, dass das weitgehend unbekannte Kurzfilmschaffen Afrikas so breit gewürdigt wird. Dies verdient besondere Beachtung angesichts des Umstandes, dass ansonsten neue Filme aus Afrika in den letzten Jahren sowohl in hiesigen Kinos wie auch an Festivals immer spärlicher zu sehen waren.

Da Afrika aber auch jener Kontinent ist, der besonders im Zentrum steht, wenn es um Entwicklungszusammenarbeit geht, gibt es ergänzend zu diesem Schwerpunkt unter dem ironischen Titel „Hilfe. Die Schweiz kommt“ zwei Blöcke mit Kurzfilmen zur humanitären Tradition der Schweiz und zur Geschichte von Hilfe und Ohnmacht am Beispiel von Ruanda. Dazu finden auch zwei Diskussionsrunden statt (12.11.), bei denen als prominenteste Teilnehmerin Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss präsent sein wird.

Atomenergie im Kurzfilm
Als weiteren thematischen Block gehen die Kurzfilmtage dieses Jahr – topaktuell – die Atomenergie an. Unter dem Motto „Nukleare Propaganda – Euphorischer Aufbruch und Kommunikative Kernschmelze“ laufen insgesamt elf Beiträge , die zeitlich vom Fortschrittsglauben der 1950er Jahre bis zur Katastrophe von Fukushima reichen. Als eine Perle sei dazu der aufwändig produzierte Schweizer Propagandafilm „Energie 2000“ aus dem Jahr 1973 erwähnt, dessen Ironie darin besteht, dass er bereits fünf Jahre nach seiner Entstehung von seinen Auftraggebern aus dem Verkehr gezogen wurde, weil er ihnen geeignet schien, der sich formierenden Anti-AKW-Bewegung ungewollt Argumente zu liefern – ein schönes Beispiel dafür, wie rasch sich bisweilen ein Paradigmenwechsel vollziehen kann.
Seit letztem Jahr präsentieren die Kurzfilmtage jeweils auch einen Programmblock, der das Zusammengehen von bildender Kunst und Film beinhaltet, in diesem Jahr ist dieser Block gleich zwei Künstlern gewidmet, die an dieser Schnittstelle tätig sind. In Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Winterthur zeigt das Festival unter dem Titel „Revisiting Utopia“ Werke des litauischen Videokünstlers Deimantas Narkevicius und unter dem Titel „Rituale auf dem Seziertisch“ Filme des in Berlin lebenden Türken Köken Ergun.