5. Arab Film Festival Zurich – 19. bis 29. November im Filmpodium. Von Doris Senn
Das Arab Film Festival Zurich feiert sein erstes kleines Jubiläum: mit einer starken Auswahl an Lang- und Kurzfilmen und zwei Schwerpunktländern: Marokko und Tunesien.
Im Gefolge der ersten Protestwellen des Arabischen Frühlings fand das Arab Film Festival Zurich (AFFZ), organisiert vom gleichnamigen Verein und dem Filmpodium Zürich, 2012 zum ersten Mal statt. Seither unterbreitet es zweijährlich eine Auswahl aktueller Lang- und Kurzfilme aus dem arabischen Kulturraum – dieses Jahr 36 Filme aus 9 Ländern.
Hommage an Beirut und die Suche nach dem Glück in Kairo
Eröffnet wird das Festival am 19. November mit dem libanesischen Spielfilm «Good Morning» von Bahij Hojeij. Ein Kammerspiel, in dem ein Ex-General und ein pensionierter Arzt sich jeden Tag in einem Beiruter Café treffen, um über das Leben, die Stadt und die Welt zu sinnieren. Gefolgt vom dokumentarischen «A City and the Lost Art of Happiness», in dem die ägyptische Filmemacherin Nada Ibrahim die Bewohner/innen Kairos zum Thema Glück befragt. Die assoziative Reihe von Gesprächen mit unterschiedlichsten Menschen gewährt einen spannenden Einblick in Alltag, Leben und Befindlichkeiten der Bewohner/innen und zeichnet gleichzeitig ein ernüchterndes Bild von der ägyptischen Gesellschaft und dem Leben in der Metropole.
Starke Frauenfilme
Nicht zu verpassen in der 15 aktuelle Langfilme umfassenden Auswahl, in der die Regisseurinnen überraschend gut vertreten sind, ist der aufwühlende «Sofia» der marokkanischen Regisseurin Meryem Benm'Barek, der bereits in Cannes ausgezeichnet wurde. Erzählt wird darin die Geschichte der jungen Sofia, die hochschwanger ist, ohne dass jemand etwas gemerkt hätte. Und ohne dass sie selbst es wahrhaben wollte. Sie bringt das Kind zur Welt, aber das Spital und die Familie drängen sie – selbst unter Druck von Verwandtschaft und Nachbarn stehend –, den Namen des Vaters zu nennen. Was Sofia schliesslich tut und doch nicht tut – mit fatalen Folgen. «Sofia» zeigt exemplarisch, wie nicht nur die Frauen, sondern die Gesellschaft als Ganzes zum Opfer der herrschenden konservativen Regeln wird.
Hochspannend auch der von der algerischen Regisseurin Nadia Zouaoui realisierte Dokumentarfilm «Islam of My Childhood», in dem die nach Montreal emigrierte Filmemacherin dem Islam nachspürt – von der toleranten, weltoffenen Religion, wie sie den Islam in ihrer Kindheit erlebte, über die zunehmende Hinwendung zur ultrakonservativen Strömung des Salafismus bis hin zu einer aktuell zunehmenden Kritik des Islamismus durch eine junge Generation.
Schwerpunktländer Tunesien und Marokko
Im Fokus des diesjährigen AFFZ stehen die beiden Länder Tunesien und Marokko – mit zwei Podiumsdiskussionen am 21. und am 28. November. Die am Festival gezeigten Filme aus Tunesien stellen sich dabei der Frage, was von den Errungenschaften des Arabischen Frühlings geblieben ist. So etwa in Fatma Riahis Dokfilm «A Haunted Past», der die Geschichte einer an den politischen Widrigkeiten zerbrochenen Familie aufzeigt. Während Marokko u.a. vertreten ist durch Mohamed Zineddaines von Mystik und Magie durchwobenem Spielfilm «The Healer», einer mysteriösen Dreiecksgeschichte um eine Heilerin, die am Rande der Stadt Khourigba spielt, sowie durch die Collage des Videokünstlers Ali Essafi, der in seinem «Before the Dying of the Light» dem Wandel der postkolonialen Geschichte Marokkos und dem Aufbegehren von Kunstschaffenden in den 1970ern nachforscht. Dieser Film wird – gemeinsam mit «Une porte sur le ciel» (1989) über das Auseinanderklaffen von Tradition und Moderne der marokkanischen Altmeisterin Farida Benlyazid – das diesjährige Festival am 29. November beschliessen. Dann gibt auch die Jury die erstmals im Rahmen des AFFZ verliehenen Preise für den «Besten Film» und die «Regie» bekannt.
Alles zum Programm: www.filmpodium.ch
(Doris Senn)
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