Un Prophète
Streaming - Release: 4.7.21 auf filmingo.ch
Rezension von Irene Genhart
Ein Gangstermovie und Gefängnisfilm ist „Un prophète“. Ein Film auch über die Mafia und als solcher einer der - neben Matteo Garrones „Gomorra“ - unzweifelhaft besseren je in Europa gedrehten. Auch als Parabel auf die globalisierte Gesellschaft lässt sich „Un prophète“ deuten. Vor allem aber ist Jacques Audiards neuster Film ein cooles Coming-of-age-Drama.
Weder lesen, noch schreiben kann dessen Protagonist Malik, als er 19-jährig ins Gefängnis von Brécourt eingeliefert wird. Sanft und leicht verwirrt wirkt er, hervorragend gespielt von Tahar Rahim, am Filmanfang wie ein übergrosses Kind. Er ist franko-arabischer Herkunft, hat einen Teil seiner Kindheit im Heim verbracht und nun einen Polizisten verprügelt: mehr erfährt der Zuschauer nicht.
Nun also muss Malik für sechs Jahre hinter Gitter. Hart dürfte das werden. Denn im Knast herrschen klare Hierarchien und das Gesetz des Stärkeren. Malik aber hat Glück im Unglück: Um den Preis eines Mordes nehmen ihn die derzeit Ton angebenden „Korsen“ (= Mafiaangehörige) unter ihre Fittiche. Doch die Machtverhältnisse im Gefängnis wanken. Vor allem die zahlreicher werdenden „Bärtigen“ (= Muslime) machen den Korsen die Vorherrschaft streitig. Über sechs Jahre zieht sich „Un prophète“ dahin. Malik lernt schnell: Nähen, schreiben, lesen. Aber auch auf der Hut zu sein, sein eigener Herr zu bleiben, die Verhältnisse für sich zu nutzen. Ein „gemachter Mann“ - heisst natürlich: ein „angesehener Gangster“ - ist Malik, als er den Knast verlässt.
Bis auf wenige Momente hautnah dran an seinem Protagonisten kommt „Un prophète“ daher und wirkt, bis in die letzte Nebenrolle grossartig besetzt und gut gespielt, höchst authentisch. Auf dass als Kritiker bloss zu fragen bleibt, wieso Audiard den Malik zum geistigen Ziehvater werdenden Ermordeten als Untoten durch den ganzen Film geistern lässt.
(Irene Genhart)
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