Le Concert

FR 2009, 122 Min., F/d, Regie: Radu Mihaileanu, mit Alexeï Guskov, Mélanie Laurent, Dimitri Nazarov

Le Concert

DVD - Release: 14.1.2011

Rezension von Walter Gasperi

Ein unter Breschnew zur Putzkraft degradierter Dirigent erschwindelt sich in Radu Mihaileanus Tragikomödie ein Konzert in Paris – und damit die Chance sich mit seiner Vergangenheit auszusöhnen.

Mehrfach hat Radu Mihaileanu schon von Maskeraden und falschen Identitäten erzählt: In „Zug des Lebens“ verkleidete sich ein ganzes jüdisches Stetl als Nazis um dem Holocaust zu entgehen, in „Geh und Lebe“ wuchs ein Christ als vermeintlicher Jude unter Juden heran.

Um jüdische Identität geht es auch in „Le concert“, ist doch der einst gefeierte Dirigent Andrei Filipov nie über die Deportation seiner jüdischen Kollegen während der Zeit Breschnews hinweggekommen. Sein Protest hat ihn damals den Job gekostet: Vom Dirigentenpult wurde er in den Putzdienst versetzt.

30 Jahre später will er aber die Chance nützen, als er zufällig ein Fax mit der Einladung des Bolschoi-Orchesters nach Paris abfängt. – Nicht sein Orchester ist das selbstverständlich, das muss er erst aus Underdogs zusammenstellen, muss einen Sponsor auftreiben, einen immer noch an den Kommunismus glaubenden Parteifunktionär für sich gewinnen, Pässe organisieren. Gelaufen ist die Sache mit der Ankunft in Paris allerdings noch lange nicht, denn Undiszipliniertheit der Musiker, aber auch das Engagement einer jungen Stargeigerin, deren Beziehung zu Filipov erst am Ende gelüftet wird, gefährden mehrfach den Auftritt.

Auf klischeehafte Typen sind die russischen Musiker reduziert und auch ihr Verhalten in Paris entspricht allen Klischeevorstellungen. Dennoch funktioniert diese Tragikomödie in ihrer Mischung aus privatem Schicksal und Politik, klassischer Musik und komödiantischen Momenten. Während Mihaileanu auf der einen Seite die Handlung vorantreibt, bietet er auf der anderen sukzessive tiefere Einblicke in die Lebensgeschichte seines Protagonisten. Vorhersehbar ist zwar, dass die Handlung aufs große Konzert zusteuert und allzu harmoniesüchtig mag man die dortige Lösung aller Traumata und quälenden Erinnerungen finden, der emotionalen Wirkung dieses Schlussakkords mit Tschaikowskijs Violinkonzert D-Dur op. 35 wird man sich aber kaum entziehen können.
(Walter Gasperi)

Kritiken

National International
- Martina Felber in art-tv.ch - Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau
  - Christoph Huber in diepresse.com
   
Offizielle Website Verleiher
www.leconcert-lefilm.com Frenetic

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