Quand Vient L'Automne

FR 2024, F/d, 104', Regie: François Ozon, mit Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier
Quand Vient L'Automne

Filmkritik von Walter Gasperi

François Ozon entwickelt in seinem 23. Kinofilm um zwei alternde Freundinnen und ihre schwierigen Beziehungen zu ihren erwachsenen Kindern einen komplexen Mix aus Familiendrama und Thriller: Ein von zwei großartigen Hauptdarstellerinnen getragener, sanft-melancholischer Film, der seine Geheimnisse nur langsam preisgibt und vieles in der Schwebe lässt.

Fast jedes Jahr bringt François Ozon einen neuen Film heraus und scheint sich dabei immer wieder neu zu erfinden. Während "Quand vient l´automne" hierzulande in den Kinos startet, feiert seine Neuverfilmung von Albert Camus "L'Étranger" schon beim Filmfestival von Venedig Premiere.

Sexualität und Genderfragen ziehen sich durch sein Werk, aber mit "Ricky" (2009) hat er auch einen sozialrealistisch geerdeten Fantasyfilm gedreht, mit "Grâce à Dieu" ("Gelobt sei Gott", 2018) einen Fall von Missbrauch in der katholischen Kirche Frankreichs aufgearbeitet und in "Tout s’est bien passé" ("Alles ist gut gegangen", 2021) sich dem Thema Sterbehilfe gewidmet.

Mühelos wechselt er auch zwischen einem historischen Liebesdrama wie "Frantz" (2016) und einer Komödie wie "Mon Crime" (2023). Waren seine Protagonist:innen bislang nicht nur meistens weiblich, sondern auch meistens jung, so schlägt er mit "Quand vient l´automne" nochmals einen neuen Ton an, wenn er zwei alternde Freundinnen ins Zentrum rückt. Vor Jahrzehnten lernten sich Michelle und Marie-Claude (Josiane Balasko) in Paris kennen, jetzt leben sie in einer Kleinstadt im Burgund.

Gemeinsam sammeln sie in den herbstlichen Wäldern Pilze und Michelle fährt ihre Freundin zum Gefängnis, wo sie ihren Sohn Vincent besucht. Wieso er im Gefängnis sitzt, wird nie erklärt, nur von früheren Dummheiten wird gesprochen. Während Vincent aber seine Mutter liebt und nach seiner Haftentlassung auch eine freundschaftliche Beziehung zu Michelle entwickelt, ist das Verhältnis zwischen Michelle und ihrer erwachsenen Tochter Valerie sehr angespannt.

Der Mutter-Tochter-Konflikt verschärft sich, als Valerie mit ihrem etwa achtjährigen Sohn Lucas (Garlan Erlos) aus Paris ins Burgund zu Besuch kommt. Vor allem Geld will die Tochter, macht ihrer Mutter nur Vorwürfe und vollends zum Bruch kommt es, als Valérie nach einer Pilzvergiftung im Krankenhaus landet. Nach der Genesung reist sie sofort ab und auch jeden Kontakt zwischen Michelle und Lucas, der ursprünglich seine Ferien bei der Oma verbringen hätte sollen, will sie unterbinden.

Erst langsam erschließt sich, was die Hintergründe dieses Konflikts sind und spannend macht "Quand vient l´automne" seine Offenheit. Rätseln kann man hier lange, in welche Richtung sich die Handlung denn entwickeln wird und worum es eigentlich geht, obwohl retrospektiv gesehen schon die allererste Szene ein Kernthema vorgegeben hat.
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