Ich Will Alles. Hildegard Knef

DE 2025, D, 98', Regie: Luzia Schmid, Dokumentarfilm
Ich Will Alles. Hildegard Knef

Filmkritik von Walter Gasperi

Am 28. Dezember 2025 wäre die Schauspielerin, Chansonnière und Schriftstellerin Hildegard Knef 100 Jahre alt geworden. – Luzia Schmid zeichnet vor allem mit Archivmaterial und Selbstaussagen Knefs ebenso facettenreich wie unterhaltsam ein Leben nach, in dem nicht nur beruflicher Erfolg und Misserfolg, sondern auch das Private öffentlich gemacht wurde.

Schon in "Trained to See – Three Women and the War" erzählte Luzia Schmid von der Kriegsreporterin Martha Gellhorn (1908 - 1998), der Life-Fotoreporterin Margaret Bourke-White (1904 - 1971) und der Kriegsfotografin Lee Miller (1907 - 1977) ausschließlich mittels Archivmaterial. Auch in "Ich will alles. "Hildegard Knef" verzichtet die Deutsch-Schweizerin auf einen Off-Kommentar und lässt Hildegard Knef (1925 – 2002) mit Archivmaterial, Interviewausschnitten und Auszügen aus ihrem Buch ihre Geschichte selbst erzählen.

Für einen Blick von heute auf den ersten deutschen Star der Nachkriegszeit sorgen nur Interviews von Schmid mit Knefs Tochter Christina Palastanga und – gegen Ende des Films - ihrem dritten und letzten Ehemann Paul von Schell. Kurz gehalten sind aber diese Szenen und Schmid selbst hält sich auch hier ganz zurück, signalisiert ihre Präsenz erst ganz am Ende mit wenigen Zwischenfragen.

Eine große Bühne bietet sie so der Porträtierten und lenkt den Fokus schon mit dem Einstieg mit dem Chanson "Für mich soll’s rote Rosen regnen" auf einen zentralen Punkt der gebürtigen Ulmerin. Denn wie es in dem Lied heißt "Ich will alles oder nichts" stellt auch Knef selbst ihren Ehrgeiz als Triebfeder ihres Lebens vor und beschreibt dieses als ein Wechselbad von Erfolgen und Misserfolgen, aber ohne Mittellagen.

Gerahmt wird der Film durch dieses Chanson, wenn einer schwarzweißen Aufnahme von 1968 am Beginn am Ende eine farbige TV-Aufnahme gegenübersteht. Dazwischen stehen Ausschnitte aus Talk-Shows von den 1960er bis zu den 1980er Jahren, in denen Knef reflektiert und in druckreifen Sätzen ihren ausnahmslos männlichen Interviewern Rede und Antwort zu ihrem Leben und ihrer Karriere steht. Ihre Aussagen werden dabei wiederum in geschickter Montage durch Archivmaterial zu den geschilderten Ereignissen ebenso wie durch Ausschnitte aus ihren Filmen visualisiert.

Lang ausgespielte Chansons wiederum wie "Ich glaub´, ne´ Dame werd´ ich nie", "Von nun an ging´s bergab" oder "Insel meiner Angst" korrespondieren dabei immer wieder mit ihren Erzählungen und machen den autobiographischen Charakter ihrer Lieder sichtbar. Diese 14 Lieder setzen aber auch immer wieder Ruhepausen und lassen den Zuschauer:innen Zeit sich ganz auf die Künstlerin und ihre Bühnenpräsenz einzulassen.

Chronologisch rollt Schmid das Leben Knefs auf, spart ihre Kindheit und Jugend – wohl auch aus Mangel an Archivmaterial - aus und lässt die Biographie mit den bitteren Erfahrungen während der Luftangriffe auf Berlin in den 1940er Jahren und in der zerbombten deutschen Hauptstadt einsetzen. Auf fünf Filme reduziert wird auch ihre Filmkarriere, bei der dem kometenhaften Aufstieg mit Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns" (1946), der als erster deutscher Nachkriegsfilm gilt, sofort ein Hollywood-Engagement durch David O. Selznick folgte, bei dem sie aber nie über Probeaufnahmen hinauskam.
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