Tout Le Monde Aime Jeanne
Filmkritik von Walter Gasperi
Rundum sympathisch und charmant: Céline Devaux legt mit ihrem Debüt mit unverbrauchten Schauspieler:innen, warmherzigem Blick und geschickter Einbettung von Animationsszenen eine unspektakuläre und leise, aber sehr stimmige melancholische Komödie vor.
Die Mittvierzigerin Jeanne Meyer (Blanche Gardin) hat schon bessere Tage erlebt. Einst sollen sie alle geliebt haben. Eben noch stand sie sogar als Frau des Jahres zur Diskussion, doch jetzt verbirgt sie ihre Augen lieber hinter einer dunklen Sonnenbrille. Während sie im schwarzen Hosenanzug durch die Pariser Straßen geht, wird kurz ihr berufliches Scheitern rekapituliert.
Alle Hoffnungen setzte die ökologisch engagierte Umweltingenieurin nämlich in ein neues Gerät zur Entfernung von Plastikmüll aus dem Meer, doch die Präsentation geriet zum Fiasko. Damit steht sie aber auch vor dem finanziellen Ruin, haftet sie doch mit ihrem privaten Vermögen für dieses Projekt. Einzige Lösung scheint der Verkauf der Lissaboner Wohnung ihrer Mutter, die vor einem Jahr Selbstmord beging.
Deren Tod belastet aber Jeanne immer noch, verfolgen sie doch Schuldgefühle, dass sie sich zu wenig um die Mutter gekümmert habe. Immer wieder meldet sich so in kurzen Animationsszenen in Gestalt eines kleinen, mit bodenlangem Leintuch bekleideten Gespensts ihre innere Stimme zu Wort. Diese warnt sie vor den Folgen des Rauchens ebenso wie vor Alkoholkonsum am Vormittag, weckt aber auch immer wieder ihre Schuldgefühle.
Als ihr Bruder Simon (Maxence Tual) ihr aber das Geld für den Flug nach Portugal gibt, bricht sie doch auf. Neugierig beobachtet sie am Flughafen einen Ladendieb, der sich ihr bald als ehemaliger Mitschüler vorstellt. Alle hätten sie damals geliebt, doch sie erkennt diesen Jean (Laurent Lafitte) nicht wieder. So sehr er sie zunächst nervt, so gibt sie ihm in Lissabon doch ihre Handynummer, auch wenn er scheinbar von Frau und Kind vom Flughafen abgeholt wird.
Jeanne dagegen wird von ihrem inzwischen verheirateten Ex-Partner Vitor (Nuno Lopez) in die Wohnung der Mutter gebracht. Der Baulärm im Viertel lässt spüren, wie hier die Gentrifizierung Einzug hält. Nur eine Nachbarin hat ihre Wohnung noch nicht verkauft.
Eine Maklerin wird für den Verkauf engagiert, doch Jeanne kommt beim Entrümpeln der Wohnung nicht weiter. Immer wieder erscheint ihr nämlich die verstorbene Mutter, die vom Schweizer Alt-Star Marthe Keller gespielt wird. Ein lockerer Kontakt entwickelt sich aber nicht nur zu Jean, der scheinbar keinem geordneten Beruf nachzugehen scheint, sondern auch mit Vitor trifft sie sich wieder, und schließlich kommt auch noch Jeannes Bruder nach Lissabon.
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