Räuberinnen
Rezension von Geri Krebs
In einer grauen Vorzeit, als grausame Adlige noch auf trutzigen Burgen hinter meterdicken Mauern herrschten, soll die junge blonde Emily mit dem fetten Meinrad von Bock, dem debilen Sohn des perversen Fürsten, verheiratet werden. So zumindest will es Katharina, Emilys hartherzige Mutter, die als verarmte Landadelige und begnadete Intrigantin gegen den sozialen Abstieg ankämpft.
Emily widersetzt sich dem Ansinnen der Mutter mit allen Mitteln, denn sie liebt den mittellosen und schönen Bänkelsänger Josef, und ausserdem hätte eigentlich Magdalena, Emilys hässliche Schwester, mit von Bock zwangsverheiratet werden sollen. In ihrem Kampf um Selbstbestimmung und Autonomie schliesst sich Emily einer Frauenräuberbande an, die fortan fröhlich herumvögelt, im Wald ein Bordell betreibt und – als Kernkompetenz - den Bösen dieser Welt das Fürchten lehrt.
„Schauermärchen, sehr frei nach Schiller“ nennt Carla Lia Monti ihren ersten langen Spielfilm im Untertitel. Doch neben der Parodie auf romantisches deutsches Theater- und Märchengut, steht in diesem derben Klamauk die Hommage an den Trash-Hohepriester John Waters im Zentrum. Dabei ist die 1966 geborene Zürcher Regisseurin, ganz genrespezifisch, in der Wahl ihrer Humor-Elemente nicht gerade zimperlich: Blut spritzt literweise herum, wenn Köpfe, Schwänze, Zungen, eine Vorhaut, sowie sonstige sensible Körperteile abgetrennt oder malträtiert werden und die beiden Schweizer Chefkomiker Patrick Frey und Viktor Giacobbo als nostalgisches Räuberduo einige grenzwertige Zoten zum Besten geben. Dabei bleiben Carla Lia Monti und ihr Team jedoch stets begnadete Fabulierer, die in ihrer lustvollen Zelebrierung von Geschmacklosigkeiten zwischen Brachialfeminismus und Stammtischwitzen meilenweit von biederem mitteleuropäischem Comedy-Humor à la Mike Eschmann, Bully Herwig oder Otto Waalkes entfernt sind.
Natürlich ist das nicht nach jedermanns Geschmack, doch die harschen Reaktionen einiger Medien nach der Premiere in Solothurn liessen den Verdacht aufkommen, dass man ein lustvolles Spiel mit bewusst sexistischen Versatzverstücken einer Frau weit mehr übel nimmt als einem Mann.
(Geri Krebs)
Kritiken
National |
- Christoph Schneider in tagesanzeiger.ch |
- Michael Sennhauser in sennhausersfilmblog.ch |
- Isabel Bures in art-tv.ch |
- Christoph Egger in nzz.ch |
Offizielle Website | Verleiher |
www.raeuberinnen.ch | Praesens Film |
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