Luck By Chance
Rezension von Geri Krebs
Bald ein Jahrzehnt ist vergangen seit mit Ashutosh Gowarikers „Lagaan“ erstmals ein richtig grosser, fetter Bollywood-Film hiesige Kinos eroberte und Indiens Filmmetropole Mumbai (früher: Bombay) hierzulande dem breiteren Publikum zum Begriff werden liess. Doch trotz jenes Überraschungserfolgs hat seither nie mehr ein Bollywood-Film auch nur annähernd an jenes Epos mit Superstar Aamir Khan im Zentrum anknüpfen können.
Mit dem Oscar für „Slumdog Millionaire“ ist zwar generell das Interesse für Filme aus Indien wieder gestiegen – zumal in Danny Boyles Drama ja einige Bollywood-Stars mitspielen - doch andererseits hat in Indien selber der Oscar-Segen für einen ausländischen Film mit einheimischer Thematik die Bollywood-Produzenten eher in Verwirrung als in Aufbruchstimmung versetzt.
In dieser Situation kommt „Luck by chance“ genau zum richtigen Zeitpunkt, denn der Spott, mit dem in dieser Screwball-Comedy um zwei ambitionierte Jungschauspieler, die in Bollywood nach oben wollen, die Mechanismen von Indiens Traumfabrik überzogen werden, widerspiegelt die gegenwärtige Lage ziemlich präzis. Dabei ist klar, dass dieser Erstlingsfilm nur von einer Person realisiert werden konnte, die selber tief in jenem Business drinnen steckt, von dem sie im Film erzählt. Regisseurin Zoya Akhtar ist auf Bollywood-Filmsets aufgewachsen, sie ist die Tochter des Drehbuchautors und Liedtexters Javed Akhtar – er schrieb unter anderem die Songs für „Lagaan“ - und ihre Mutter Honey Irani ist ebenfalls eine erfolgreiche Schauspielerin, Regisseurin und Autorin. Ausserdem ist ihr jüngerer Bruder Farhan Akhtar sowohl als Regisseur als auch als Schauspieler äusserst erfolgreich.
„Luck by Chance“ ist, so gesehen, als Familienunternehmen entstanden, denn Drehbuch und Liedtexte stammen von Zoya Akhtars Vater, während ihr jüngerer Bruder mit viel Verve den Part des Schauspielers Vikram gibt, der unverhofft die Chance erhält, die Hauptrolle in einer Grossproduktion zu spielen und dafür auch bereit ist, nicht nur seine moralischen Grundsätze, sondern auch seine schöne Partnerin Sona zu verraten. Dafür, dass „Luck by Chance“ eine ganze Palette von Superstars (u.a. auch Aamir Khan) in kleinen Rollen auffahren lässt, ist die Story von beachtlicher Boshaftigkeit – es scheint, dass hier mit Zoya Akhtar eine Art weiblicher Robert Altman mit den Mitteln des Bollywood-Kinos dessen Dekonstruktion und Denunziation betreibt und dabei ein Feuerwerk an Pointen und Dialogwitz auffährt.
(Geri Krebs)
Kritiken
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