Loving Highsmith

CH/DE 2022, OV/df, 85', Regie: Eva Vitija, Dokumentarfilm

Loving Highsmith

Filmkritik von Walter Gasperi

Weltberühmt machten psychologische Krimis und deren Verfilmungen die amerikanische Autorin Patricia Highsmith (1921 – 1995). Eva Vitija interessiert sich in ihrem Dokumentarfilm, der durch seine vielschichtige Textur beeindruckt, aber nicht nur für Highsmiths literarisches Schaffen, sondern arbeitet mindestens in gleichem Maße ihre Liebesbeziehungen zu Frauen heraus.

Aus dem Off erklärt Eva Vitija, dass sie sich schon früh für die Romane Patricia Highsmiths begeisterte. Aus der Begeisterung sei Liebe zu der großen Autorin geworden, als sie deren Tage- und Notizbücher entdeckte. Von vornherein ist damit klar, dass kein sachlicher Dokumentarfilm zu erwarten ist und auch der Titel "Loving Highsmith" signalisiert einen liebevollen Blick, ein hagiographisches Biopic ist das dennoch nicht.

Für Jahreszahlen und exakte Fakten interessiert sich Vitija kaum. Sie steigt zwar mit dem Erfolg mit dem Roman "Strangers on a Train" ein, den Alfred Hitchcock nur ein Jahr nach seinem Erscheinen 1951 verfilmte, und blickt erst anschließend auf Highsmiths Kindheit und Jugend, doch davon abgesehen wird ihr Leben chronologisch nachgezeichnet. Fließend wechselt Vitija dabei immer wieder zwischen Privatleben und literarischem Schaffen.

Auszüge aus den Tage- und Notizbüchern der großen Autorin, die von Gwendoline Christie gelesen werden, bieten Einblick in ihre Gedanken unter anderem zu Homosexualität, zur schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter sowie zu Kreativität und Inspiration. Dieser Innensicht steht die Außenperspektive mit Interviews mit ihren Liebhaberinnen Marijane Meaker, Monique Buffet und Tabea Blumenschein gegenüber. Herzstück und Rückgrat von "Loving Highsmith" sind diese Szenen, die nicht nur ein Bild der Privatperson und ihres wilden Lebens in New Yorker und Pariser Gay-Clubs vermitteln, sondern auch einen Eindruck davon geben, welches Doppelleben und welche Verheimlichung lesbische Identität in den 1950er und 1960er Jahren erzwang.
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Kritiken

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