Je l'aimais
Rezension von Stefan Volk
Beinahe wäre der französischen Schauspielerin („Le premier jour du reste de ta vie“) und Regisseurin („L’homme de sa vie“) Zabou Breitman mit ihrer Adaption von Anna Gavaldas Bestseller „Je l’aimais“ das Kunststück geglückt aus einer schwachen Vorlage einen starken Film zu machen. Ihre Interpretation der beiden unglücklichen Liebesgeschichten, die Gavalda in ihrem Buch generationenübergreifend verknüpft, beginnt jedenfalls äusserst vielversprechend.
Mit wenigen, schnellen Strichen skizziert der Film die Ausgangssituation: die Mitdreissigerin Chloé (Florence Loiret) ist von ihrem Mann verlassen worden und versucht sich nun ausgerechnet bei ihrem Schwiegervater Pierre (Daniel Auteuil) von diesem Schock zu erholen. Im Stile der „Nouvelle Vague“ inszeniert Breitman den Prolog in einem fragmentarischen Erzählrhythmus, der immer wieder von kurzen, assoziativen Rückblenden durchbrochen wird. So entsteht eine formale Dichte, die auf ein poetisches Filmerlebnis oder zumindest eine reizvolle Liebesgeschichte einstimmt. Dann aber kapituliert Breitman doch noch vor den Untiefen des Romans. Das ganze schöne Szenario mit dem Refugium auf dem Lande verpufft zur Rahmengeschichte. Alles dreht sich plötzlich um eine Affäre, an die sich Pierre erinnert. Diese an sich ganz nette, aber ziemlich blutleere und furchtbar konventionell erzählte Romanze zwischen Pierre und seiner Übersetzerin (Marie-Josée Croze) erweist sich nach dem wunderbaren Filmeinstieg als eine einzige, lange, lange Enttäuschung. Besser als Gavaldas seichter Roman aber bleibt der Film allemal.
(Stefan Volk)
Kritiken
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