Frontier Blues
Rezension von Andrea Lüthi
Babak Jalali erzählt in fast fotografisch komponierten Einstellungen vom alltäglichen Leben in einem turkmenisch-iranischen Grenzdorf, das in seiner Ereignislosigkeit skurrile Züge gewinnt.
Viel passiert nicht im Film des iranischen Regisseurs Babak Jalali: Hassan durchstreift mit seinem Esel die Gegend, sammelt Autoschilder und bekommt eine Stelle auf einer Hühnerfarm, wo auch Alam arbeitet. Alam bringt sich über einen Walkman Englisch bei, träumt von Heirat und Auswandern. Und Hassans Onkel führt ein Kleidergeschäft, den selten ein Kunde betritt – und wenn, passt dem kein Pullover.
Schliesslich ist da noch ein teheranischer Fotograf, der die turkmenisch-iranische Grenzregion zum Thema seines Fotoprojekts gemacht hat. Er gibt vor, das Typische zu suchen, platziert aber die Einheimischen mit diversen Requisiten so in der Landschaft, wie er selber sich deren Realität vorstellt. Entsprechend trägt auch Jalalis Film fotografische Züge: Seine Aufnahmen sind fast fotografisch komponiert, und immer wieder verharren die Figuren in ihren Posen wie für ein Foto und schauen direkt in die Kamera. Damit entsteht ein eigenartig-faszinierender Gegensatz zwischen gestellten Szenerien und nahezu dokumentarisch gefilmtem Alltag. Dieser Alltag wiederum ist derart unspektakulär, dass er skurril wird. Da sitzen zwei Männer beim Tee, hin und wieder sagt einer etwas Belangloses, zwischen ihnen steht eine Schaufensterpuppenbüste. Oder dann schauen Hassan und sein Onkel mit todernster Miene einem tanzenden Huhn im Fernsehen zu. Jalali lässt sich viel Zeit, seine Figuren zu zeigen, die schlicht und einfach da sind in dieser Einöde und bei deren Gespräche Pausen wichtiger scheinen als Worte.
(Andrea Lüthi)
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