Fish Tank
Rezension von Walter Gasperi
Mit einem Schwenk über eine heruntergekommene trostlose Hochhaussiedlung in der Nähe von London ist der Handlungsraum vorgezeichnet. Hier lebt die 15-jährige Mia mit Mutter und jüngerer Schwester. Soeben ist sie von der Schule geflogen. Orientierungslos streunt sie herum, setzt sich einerseits für ein angekettetes Pferd ein, reagiert andererseits aggressiv auf ihre Umwelt oder lässt sich mit Alkohol voll laufen.
Die Nähe und Zuneigung, die sie sucht, findet sie in ihrer Familie oder dem, was davon übrig ist, nicht. Nur im Tanzen in einer leer stehenden Wohnung kann sie ihren Frust und ihre Verzweiflung abbauen. Und dann bringt die Mutter einen neuen Freund ins Haus. Da scheint Mia endlich Wärme und Anerkennung zu finden, ihr Selbstbewusstsein gestärkt zu werden, doch leicht können da auch die Grenzen überschritten werden und das labile Gefüge ins Gegenteil kippen.
Nach ihrem fulminanten Debüt „Red Road“ zeichnet Andrea Arnold in ihrem zweiten Spielfilm das packende Psychogramm eines innerlich zerrissenen, nach Halt suchenden Teenagers. Ganz auf die Protagonistin fokussiert der Film, folgt ihr hautnah und macht in unruhigen Handkamerabewegungen, im Zurückweichen und Nachhetzen Mias Unsicherheit ebenso erfahrbar wie später mit Zeitlupe Momente der Ruhe. Kraftzentrum des dynamisch inszenierten und in der Tradition des britischen Sozialrealismus hervorragend ins Milieu eingebetteten Films ist dabei die von Katie Jarvis mit viel Körpereinsatz und nervöser Intensität gespielte Protagonistin. Nur im Finale büsst „Fish Tank“ durch das Zurücktreten der genauen Beobachtung gegenüber sich überschlagenden dramatischen Wendungen Einiges an Authentizität und Glaubwürdigkeit ein.
(Walter Gasperi)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.fishtankmovie.com | Pathé Films |
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