Dust of Time
Rezension von Geri Krebs
Chronologisch beginnt dieses Epos um die Wirrnisse einer griechischen Familie vor dem Hintergrund des Kalten Krieges mit dem Tod Stalins im März 1953 in Russland, und es endet im Berlin der Jahrtausendwende. Dazwischen liegen über zwei Filmstunden voller Irrfahrten durch ein halbes Jahrhundert europäischer Geschichte.
Ganz am Anfang steht der Filmregisseur A. (William Dafoe), der irgendwann in der jüngsten Vergangenheit in der römischen Cinecittà daran ist, das Leben seiner Mutter Eleni (Irène Jakob) zu verfilmen. Diese lebte nach dem Ende des Griechischen Bürgerkrieges (1949) in der Sowjetunion, war dort mit dem griechischen Kommunisten Spyros (Michel Piccoli) liiert und von ihm mit A. schwanger, als sie in ein Arbeitslager deportiert wurde. Auf dem Weg dorthin lernte sie den deutschen Juden Jacob (Bruno Ganz) kennen, die beiden verliebten sich ineinander. Bald wurden sie getrennt, und im weiteren Verlauf des Films steht die Wiederbegegnung Elenis mit diesen zwei Männern, die sie beide geliebt hat, im Zentrum.
Wie bei Theo Angelopoulos üblich, wird diese komplexe Geschichte – die übrigens der zweite Teil einer Trilogie ist, die mit „Die Erde weint“ begann – konsequent in kühnen Zeitsprüngen und in verwirrender Vermischung von Realität, Träumen und Film im Film erzählt.„The Dust of Time“ ist verkopftes Kunstkino auf gewohnt höchstem Niveau, wie man das seit über drei Jahrzehnten vom Meister Theo Angelopoulos gewohnt ist. Es gibt die traumhaft schönen Bildkompositionen, die bisweilen in jenen legendären Einstellungen gipfeln, die so lang sind, dass darin sogar ein Wechsel der Zeitebene möglich ist - es gibt die traurige Musik von Eleni Karandirou, und es gibt den mittlerweile fast 90-jährigen Antonioni-Drehbuchautor Tonino Guerra als Co-Autor des Scripts: Alles Elemente und Personen, die seit Langem zu fixen Grössen im Universum des grossen Griechen gehören. Man kann als Zuschauer davon fasziniert sein, wie einer der letzten grossen alten europäischen Autorenfilmer damit spielt, es immer wieder neu anordnet und virtuos jongliert, aber man kann auch sagen: Langsam hat man es gesehen.
(Geri Krebs)
Kritiken
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- Isabel Roht in art-tv.ch | - Nana A.T. Rebhan in arte.tv |
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