Amrum

DE 2025, D, 93', Regie: Fatih Akin und Hark Bohm, mit Diane Kruger, Matthias Schweighöfer, Detlev Buck
Amrum

Filmkritik von Walter Gasperi

Nach einem Drehbuch von Hark Bohm erzählt Fatih Akin vor dem Hintergrund des endenden Zweiten Weltkriegs von einem Coming-of-Age auf der Nordseeinsel Amrum: Ein atmosphärisch dichter, bildstarker und für den deutsch-türkischen Regisseur überraschend leiser und ruhiger Film.

Das Vorspanninsert "Ein Hark Bohm Film von Fatih Akin" verweist schon auf die nicht ganz gewöhnliche Entstehung von "Amrum". Ursprünglich wollte Hark Bohm, der mit den Jugendfilmen "Nordsee ist Mordsee" (1976) und "Moritz, lieber Moritz" (1978) Klassiker des Neuen Deutschen Films schuf, seine Kindheitserinnerungen selbst verfilmen, übergab dann die Regie aber aufgrund seines Alters von 86 Jahren seinem langjährigen Freund und Schützling Fatih Akin. Bohm selbst veröffentlichte dafür den Stoff 2024 als Roman.

Wie der Altmeister hat auch Akin Erfahrung mit Coming-of-Age-Filmen. Mitreißendes Kino schuf er mit seiner Wolfgang Herrndorf-Verfilmung "Tschick" (2016), ungleich ruhiger als in diesem Film und seinen kraftvollen Dramen wie "Gegen die Wand" (2002) oder "Rheingold" (2022) ist aber die Erzählweise von "Amrum".

Mit einer großartigen Totale wird die 20 km² große nordfriesische Insel als Schauplatz vorgestellt. Nicht nur bei diesem Auftakt, sondern durch den ganzen Film dominieren dunkle Grün- und Brauntöne sowie das Blau des Meeres und des Himmels

Einen starken Auftakt setzt Akin mit einer britischen Bomberstaffel, die überm Meer einzelne Bomben abwirft, dann aber über die zwölfjährigen Nanning (Jasper Billerbeck) und Hermann (Kian Köppke), die auf dem Feld der Bäuerin Tessa (Diane Krüger) helfen, weiter Richtung Hamburg fliegt.

Die beiden Jugendlichen sind zwar Freunde, doch von den anderen Kindern wird Nanning ausgegrenzt. Zwar hat seine Familie auf Amrum seit Generationen ein Haus, lebte aber in Hamburg. Auf die Insel kam Nanning mit seiner hochschwangeren Mutter, seinen beiden jüngeren Geschwistern und seiner Tante erst, als die Gefahr in der Hansestadt durch Bombenangriffe zu groß wurde.

Während die Bäuerin Tessa auf ein baldiges Kriegsende hofft, ist Nannings Mutter Laura Tonke) immer noch überzeugte Nationalsozialistin. Immer noch zeigt sie Leute an, die etwas gegen das Regime sagen. Als die Geburt ihres vierten Kindes und mehr noch der Selbstmord Hitlers in eine Depression fallen lassen, will Nanning sie aus dieser herausholen, indem er ihren Wunsch nach einem Weißbrot mit Butter und Honig zu erfüllen versucht.

Die Bemühungen, die Zutaten aufzutreiben, ziehen sich durch den Film. Diese nützt Akin um aus der Perspektive des Jugendlichen ein dichtes Bild dieser Endzeit und des Heraufdämmerns einer neuen Ära zu zeichnen. Der Fund eines toten britischen Fallschirmspringers am Strand versetzt dem Teenager ebenso einen schweren Schock wie die Entdeckung eines Nazis, der sich selbst erschossen hat. Auch eine Gruppe junger Flüchtlinge aus Ostpreußen und Schlesien, die auf Amrum bei der Feldarbeit helfen sollen, verstärken das Bild der nahenden Niederlage und bald bricht mit der Nachricht der Kapitulation eine neue Zeit ein, die von Tanz und Jazz begleitet wird.
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Kritiken 

National International
- Silvia Posavec für filmbulletin.ch - Christoph Petersen für filmstarts.de
  Susanne von Kessel-Doelle für blickpunktfilm.de
  - Jenny Jecke für moviepilot.de
  - Tomris Laffly für variety.com
  - Lovia Gyarkye für hollywoodreporter.com
   
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