22 Bahnen

DE 2025, D, 102', Regie: Mia Maariel Meyer, mit Luna Wedler, Zoë Baier, Laura Tonke
22 Bahnen

Filmkritik von Walter Gasperi

Eine Mathematikstudentin mit alkoholkranker Mutter zwischen Fürsorge für ihre kleine Halbschwester und eigenen Lebensträumen: Mia Maariel Meyers konventionelle Verfilmung von Caroline Wahls Bestseller wird von den drei Hauptdarstellerinnen Luna Wedler, Laura Tonke und Zoë Baier getragen.

Mit "22 Bahnen" gelang der heute 30-jährigen Caroline Wahl 2023 auf Anhieb ein Bestseller. Rund 700.00 Mal wurde ihr Debütroman verkauft. Fast zwangsläufig musste eine Verfilmung folgen. Mit Voice-over versetzt die Mathematikstudentin Tilda (Luna Wedler) von Anfang an in ihre Perspektive und verstärkt diese in der Folge immer wieder mit ihren Gedanken.

Schon in der achten Klasse habe sie gewusst, dass sie Mathematik studieren wolle, denn Mathematik schaffe Ordnung, die sie in ihrem ungeordneten Leben dringend brauche. Für Unordnung sorgt ihre alkoholkranke Mutter (Laura Tonke), die entweder betrunken auf der Couch liegt, im Suff beinahe die Wohnung in Brand steckt oder aber Tildas zehnjährige Halbschwester Ida (Zoë Baier) mit einem Wutanfall ängstigt.

Nicht die Mutter kümmert sich folglich um ihre Töchter, sondern Tochter Tilda muss sich nicht nur um die kleine Ida kümmern, sondern auch um ihre Mutter kümmern. Diese erklärt zwar schon zum siebzehnten Mal, dass sie nun nüchtern bleiben wolle, doch ihre Töchter glauben ihr längst nicht mehr und bald folgt auch der nächste Rückfall.

Dennoch zeigt sich die Mutter bei einem Krankenhausaufenthalt in höchstem Maße uneinsichtig, weist die Bezeichnung als Alkoholikerin entschieden von sich und lehnt folglich auch eine Einlieferung in eine Entzugsanstalt ab, da sie überzeugt ist ihr Leben selbst in Ordnung bringen zu können. – Der Blick der Töchter signalisiert, dass sie anderer Meinung sind, auf Widerspruch verzichten sie aber.

Doch Realität ist, dass Tilda Ida zur Schule bringen muss, dann mit dem Zug zur rund eine Stunde entfernten Uni fährt, danach an der Kasse des Supermarkts jobbt, um das Studium finanzieren zu können und schließlich noch ihre 22 Bahnen im Schwimmbad dreht. – Ziemlich abgegriffen ist freilich das Eintauchen ins Wasser als Bild für die Befreiung von einem belastenden Alltag.

Ein bedrückendes Sozialdrama könnte das sein, doch Mia Maariel Meyer will Wohlgefühl verbreiten. An sich beklemmende Momente werden so immer wieder mit sanften Popsongs aufgeheitert und überhaupt steht nicht die triste Situation der Familie, die ausgerechnet in der Fröhlichstraße wohnt und nach Tildas Rechnung ja zu 66,67% intakt ist, im Zentrum, sondern vielmehr die innige Beziehung zwischen den beiden Halbschwestern.
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