Bugonia

US/KR 2025, OV/df, 118', Regie: Yorgos Lanthimos, mit Emma Stone, Jesse Plemons, Jennifer Venditti

Filmkritik von Walter Gasperi

Ein Anhänger von Verschwörungstheorien entführt mit seinem Cousin die Chefin eines Chemiekonzerns, die er für eine Außerirdische hält, die die Erde zerstören will: Yorgos Lanthimos rechnet in seiner pechschwarzen und zunehmend blutigen Gesellschaftssatire ebenso trocken wie bissig mit menschlicher Dummheit, Ignoranz und Gewaltbereitschaft ab.

Der Held Vom Bahnhof Friedrichstrasse

DE 2025, D, 114', Regie: Wolfgang Becker, mit Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich

Filmkritik von Walter Gasperi

"Good Bye, Lenin!"-Regisseur Wolfgang Becker erzählt in seinem letzten Spielfilm leichthändig von einem vermeintlichen Helden der ehemaligen DDR, von Wahrheit und Lüge, falschen Geschichtsbildern und Erinnerungskultur – und vom Aufblühen einer Liebe: Eine vor Witz sprühende, wunderbar ironische und von einem herausragenden Ensemble getragene, schwungvolle Komödie.

Des Preuves D'Amour

FR 2025, F/d, 97', Regie: Alice Douard, mit Ella Rumpf, Monia Chokri, Noémie Lvovsky

Céline erwartet die Ankunft ihres ersten Kindes, ist aber nicht selbst schwanger. In drei Monaten wird ihre Frau Nadia deren Tochter zur Welt bringen.

Dreamers

UK 2025, OV/df, 76', Regie: Joy Gharoro-Akpojotor, mit Aisha Bywaters

Filmkritik von Walter Gasperi

In einem britischen Abschiebezentrum verliebt sich eine junge Nigerianerin in eine andere Afrikanerin, doch traumatische Erinnerungen an die Vergangenheit und ständige Angst vor Abschiebung überlagern die Beziehung: Joe Gharoro-Akpojotors von eigenen Erfahrungen inspiriertes Spielfilmdebüt bietet eine berührende Innensicht der Gefühle von Asylant:innen, doch die geschönte Bildsprache verharmlost eine harsche Realität.

I Love You, I Leave You

CH 2025, CH-Dial./df, 94', Regie: Moris Freiburghaus, Dokumentarfilm mit Dino Brandão

Für ein Konzert reist der Schweizer Musiker Dino Brandão nach über zwanzig Jahren nach Angola, das Heimatland seines Vaters. Konfrontiert mit dessen Vergangenheit und Fragen zur eigenen Identität, wird bei Dino eine manische Episode ausgelöst. 

It Was Just An Accident - Yek Tasadef Sadeh

IR/FR/LU 2025, OV/df, 103', Regie: Jafar Panahi, mit Vahid Mobasheri, Maria Afshari, Ebrahim Azizi

Filmkritik von Walter Gasperi

Ein Automechaniker glaubt in einem Kunden seinen einstigen Folterer im Gefängnis zu erkennen und will sich rächen. Der Kunde behauptet aber, dass dies eine Verwechslung sei: Jafar Panahi diskutiert in seinem in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten 12. Spielfilm komplex und dicht die Frage, wie man mit Handlangern eines verbrecherischen Regimes umgehen soll.

La Petite Dernière

FR/DE 2025, F/d, 105', Regie: Hafsia Herzi, mit Nadia Melliti, Ji-min Park, Louis Memmi,

Die 17-jährige Fatima wächst als jüngste von drei Schwestern in einer fürsorglichen französisch-algerischen Familie am Rande von Paris auf. Sie liebt ihre Familie, doch geht behutsam ihren eigenen Weg. Sie ringt mit ihrem aufkeimenden Begehren für Frauen. 

One Battle After Another

US 2025, OV/df, D, 161', Regie: Paul Thomas Anderson, mit Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Benicio Del Toro

Filmkritik von Walter Gasperi

Viva la revolución: Eine Widerstandsgruppe kämpft mit radikalen Aktionen gegen die Abschiebepraxis der rassistischen US-Behörden. - Inspiriert von Thomas Pynchons Roman "Vineland" gelingt Paul Thomas Anderson ein 161 Minuten, atemloser und auf jeder Ebene brillanter Film, der sowohl am Puls der Zeit als auch höchst unterhaltsam ist.

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Rietland

NL/BE 2025, OV/df, 111', Regie: Sven Bresser, mit Gerrit Knobbe, Loïs Reinders, Lola van Zoggel

Filmkritik von Walter Gasperi

Ein alter Bauer entdeckt in seinem im Norden der Niederlande gelegenen Schilffeld die Leiche einer jungen Frau. Die Ermittlungen der Polizei spielen in Sven Bressers fesselndem Mix aus Thriller und psychologischem Drama aber kaum eine Rolle, vielmehr baut der Niederländer durch brillante Bildsprache und Sounddesign durchgängig eine latente, aber nie wirklich greifbare Stimmung der Bedrohung und Verunsicherung auf.

Sentimental Value

NO 2024, OV/df, 133', Regie: Regie: Joachim Trier, mit Renate Reinsve, Inga Ibsdotter Lilleaas, Stellan Skarsgård

Filmkritik von Walter Gasperi

Ein egozentrischer Regisseur, dem die Karriere immer wichtiger war als die Familie, und seine zwei gegensätzlichen Töchter: Joachim Trier erzählt in seinem in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichneten sechsten Spielfilm feinfühlig und vielschichtig ein klassisches Familiendrama um Kunst und Leben, um Entfremdung und Sehnsucht nach Versöhnung.

Stiller

CH 2025, D, 99', Regie: Stefan Haupt, mit Sven Schelker, Albrecht Schuch, Paula Beer

Filmkritik von Walter Gasperi

Stefan Haupts Verfilmung von Max Frischs 1954 erschienenem Roman überzeugt mit starker Besetzung und sorgfältiger Ausstattung, lässt aber abgesehen von einer Straffung des Romans einen eigenen Ansatz vermissen.

The Secret Agent

BR 2025, OV/df, 160', Regie: Kleber Mendonça Filho, mit Wagner Moura, Maria Fernanda Candido, Gabriel Leone

Filmkritik von Walter Gasperi

Kleber Mendonça Filho zeichnet in seinem in Cannes mehrfach preisgekrönten, packenden Politthriller ein atmosphärisch dichtes Bild des von Polizeiwillkür, Korruption, Angst und Verunsicherung geprägten Brasilien der Militärdiktatur der 1970er Jahre: Virtuos aufgebautes, inhaltlich vielschichtiges und visuell aufregendes Kino, das souverän die Spannung über 158 Minuten aufrecht hält.

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