Thomas Binotto: "Getrickst & abgedreht: Filmgeschichten für Kinofans". Von Walter Gasperi
Mit der Fortsetzung von „Mach´s noch einmal Charlie!“ knüpft Thomas Binotto nahtlos an diesen von der Presse gefeierten ebenso informativen wie unterhaltsamen Filmführer für Jugendliche an.
„Mach´s noch einmal, Charlie!“ titelte Thomas Binotto seinen vor drei Jahren erschienenen Filmführer für Jugendliche. Nach begeisterten Kritiken hat sich der Autor diese Aufforderung scheinbar selbst zu Herzen genommen und legt mit „Getrickst & abgedreht“ eine Fortsetzung vor. Der Reiz des erfrischend Neuen und Überraschenden, der den ersten Band auszeichnete, fällt hier zwar weg, denn gleich geblieben sind Aufbau und Stil. Gegenüber dem Vorgänger um kein bisschen geringer geworden ist aber auch die schier nicht zu bändigende Erzähllust des geschichten- und kinosüchtigen Binotto. Wie „Mach´s noch einmal, Charlie!“ strahlt auch „Getrickst & abgedreht“ vom Vorwort – oder besser Vorspann – an, eine Lust und Leidenschaft aus, die ansteckend wirkt und Interesse an den vorgestellten Filmen und Genres weckt.
Was im ersten Band aus Platzgründen aussen vor bleiben musste, findet sich nun hier. In zehn Kapiteln spannt Binotto den Bogen vom Monumentalfilm über den Western, Gaunerkomödie, Science-Fiction- und Horrorfilm bis zum Musik- und Liebesfilm. Auch Filmen über Kinder, über Weihnachten oder über Lüge und Wahrheit im Kino widmen sich Abschnitte. Pro Kapitel werden dabei wiederum auf jeweils zwei bis drei Seiten zehn auf DVD erhältliche Lieblingsfilme des Autors vorgestellt, wobei in einer kleinen Factbox zudem noch auf zwei Parallelfilme verwiesen wird.
Locker und leicht ist das geschrieben, knapp skizziert Binotto den Inhalt der Filme und lässt beiläufig Details und Anekdoten zur Film- oder Produktionsgeschichte, zu den Stars oder technischen Aspekten einfliessen. Wie nebenbei erfährt man so Wissenswertes über den Hays Code (im Abschnitt zu „Über den Dächern von Nizza“), die Prohibition („Vier Leichen auf Abwegen“), die Kostümbildnerin Edith Head („Der Clou“), das Ealing Studio („Ladykillers“), das Free Cinema („Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten“) oder den Nebendarsteller William Demarest („Die Falschspielerin“). Die Produktionsprobleme bei Truffauts „Fahrenheit 451“ werden ebenso kurz skizziert wie Spielbergs gewiefter Umgang mit dem Modell seines „weißen Hais“ oder die Unruhe, die die Dreharbeiten von Aussenszenen von Polanskis „Tanz der Vampire“ in einem Schweizer Fremdenverkehrsort hervorrief.
Dass all diese Themen nur gestreift, nicht differenzierter beleuchtet werden, liegt auf der Hand, kann aber „Getrickst & abgedreht“ ebenso wenig vorgeworfen werden wie die weitgehende Fokussierung auf Genrefilmen, die primär keinen hehren Kunstanspruch erheben, sondern zunächst einmal perfekte Unterhaltung bieten wollen.
Begrüssen muss man dieses Vorgehen und diese Auswahl sogar, denn erst dadurch sowie durch die jugendgemäss-flotte und lustvolle Erzählweise kann beim (jugendlichen) Einsteiger die Lust am Kino und das Interesse für eine tiefere Beschäftigung mit der Materie geweckt werden. Wie der erste Band kann so auch diese Fortsetzung des geschichtensüchtigen Binotto den Leser zum Filmsüchtigen machen oder schon vorhandene Süchte steigern.
(Walter Gasperi)
Binotto, Thomas, Getrickst & abgedreht. Filmgeschichten für Kinofans. Bloomsbury Verlag, Berlin 2010, 320 S., € 18.-- / sFr 31,50
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