Amerikanische Definition
von: einscommanull; aufgeschaltet am 12.01.2010 10:03
Was ist Demokratie? Meinungsfreiheit zum Beispiel, glaubt der Filmemacher Tino Schwanemann. Man kann auch anderer Meinung sein, glaubt das US-Außenministerium.
Offenbar hat sich das US-Außenministerium das Thema ein wenig rosiger vorgestellt, als es Anfang des letzten Jahres und wiederholt in diesem Jahr zum »Democracy Video Contest« über You Tube aufrief: »Ihr habt drei Minuten… und jeden zu erreichen… überall auf der Welt… Was wollt Ihr sagen?« hieß es im Trailer unter dem Titel Democracy Has a New Challenge. »Deine Sicht, deine Stimme, dein Video« wurde gefordert – ansonsten keine Einschränkungen der filmerischen Freiheit.
Vielleicht hat Tino Schwanemann die Herausforderung ein wenig zu ernst genommen, obwohl er seinen Beitrag im Comic-Look hielt: In Schwarzweiß-Bildern, grafisch bearbeitet in After Effects, zeigt Schwanemann mit Straßenszenen in New York die Schattenseiten der schönen neuen Welt: Obdachlose, Überwachungskameras, Sicherheitskräfte… Textkästen mahnen als Kontrast an, was Demokratie eigentlich sein will.
Das gefiel den Zuschauern: »Binnen von 2 Monaten erzielte der Film 9.000 Klicks und bekam fast 300 Stimmen. Damit war er führend im Wettbewerb«, berichtet Schwanemann, der am Bauhaus Dessau und an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert hat. Trotzdem wurde er nicht in die nächste Wettbewerbsrunde zugelassen. Die Begründung: Er konzentriere sich nur auf die negativen Seiten der »amerikanischen« Demokratie. »Finden Sie nicht, daß die Pluspunkte, die mit den Freiheiten kommen, die Minuspunte überwiegen? (Wir schon!)« keine weitere Diskussion.
Er habe da wohl einen wunden Punkt getroffen, vermutet der Werbefilm-Regisseur. Sein Film, der Sache nach doch ein Diskussionsbeitrag, gehe von der Fragestellung aus, ob die USA eine Demokratie oder eine Republik sind. »Dann besagt er, daß sozial schwachen Menschen durch ihren geringen Zugang zu den technischen Mitteln unserer Gesellschaft zwangsläufig das Recht auf Teilnahme an der Demokratie verweigert wird. Das war dem US Department of State wohl zu kritisch.«
Eine Kompilation mit Ausschnitten der 18 Finalisten, ebenfalls auf You Tube zu sehen, zeigt fröhlichere Bilder, die das Image der Demokratie in den leuchtendsten Farben fördern. Womöglich, sinniert Schwanemann, hat er also versehentlich einen Dokumentarfilm gedreht. Grämen muß er sich dennoch nicht: Anfang September 2009 hat sein Film durch Publikumsentscheid den Wettbewerb »Tatort Erde« der Aktion Mensch gewonnen und wurde beim Bitfilm Festival in Tel Aviv ausgezeichnet.
Zur Zeit läuft Schwanemanns Demokratie-Diskurs auf Filmfestivals in Toronto, New York City, Los Angeles, Athen, Singapur, Goa (Indien) und im weltweiten Wettbewerb des ÉCU Filmfestivals in Paris.
Den Link zum Teaser vom ÉCU gibt es hier: http://www.youtube.com/watch?v=ZT7SQ9FVB3s
(Autor: Peter Hartig, Cinearte)
Offenbar hat sich das US-Außenministerium das Thema ein wenig rosiger vorgestellt, als es Anfang des letzten Jahres und wiederholt in diesem Jahr zum »Democracy Video Contest« über You Tube aufrief: »Ihr habt drei Minuten… und jeden zu erreichen… überall auf der Welt… Was wollt Ihr sagen?« hieß es im Trailer unter dem Titel Democracy Has a New Challenge. »Deine Sicht, deine Stimme, dein Video« wurde gefordert – ansonsten keine Einschränkungen der filmerischen Freiheit.
Vielleicht hat Tino Schwanemann die Herausforderung ein wenig zu ernst genommen, obwohl er seinen Beitrag im Comic-Look hielt: In Schwarzweiß-Bildern, grafisch bearbeitet in After Effects, zeigt Schwanemann mit Straßenszenen in New York die Schattenseiten der schönen neuen Welt: Obdachlose, Überwachungskameras, Sicherheitskräfte… Textkästen mahnen als Kontrast an, was Demokratie eigentlich sein will.
Das gefiel den Zuschauern: »Binnen von 2 Monaten erzielte der Film 9.000 Klicks und bekam fast 300 Stimmen. Damit war er führend im Wettbewerb«, berichtet Schwanemann, der am Bauhaus Dessau und an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert hat. Trotzdem wurde er nicht in die nächste Wettbewerbsrunde zugelassen. Die Begründung: Er konzentriere sich nur auf die negativen Seiten der »amerikanischen« Demokratie. »Finden Sie nicht, daß die Pluspunkte, die mit den Freiheiten kommen, die Minuspunte überwiegen? (Wir schon!)« keine weitere Diskussion.
Er habe da wohl einen wunden Punkt getroffen, vermutet der Werbefilm-Regisseur. Sein Film, der Sache nach doch ein Diskussionsbeitrag, gehe von der Fragestellung aus, ob die USA eine Demokratie oder eine Republik sind. »Dann besagt er, daß sozial schwachen Menschen durch ihren geringen Zugang zu den technischen Mitteln unserer Gesellschaft zwangsläufig das Recht auf Teilnahme an der Demokratie verweigert wird. Das war dem US Department of State wohl zu kritisch.«
Eine Kompilation mit Ausschnitten der 18 Finalisten, ebenfalls auf You Tube zu sehen, zeigt fröhlichere Bilder, die das Image der Demokratie in den leuchtendsten Farben fördern. Womöglich, sinniert Schwanemann, hat er also versehentlich einen Dokumentarfilm gedreht. Grämen muß er sich dennoch nicht: Anfang September 2009 hat sein Film durch Publikumsentscheid den Wettbewerb »Tatort Erde« der Aktion Mensch gewonnen und wurde beim Bitfilm Festival in Tel Aviv ausgezeichnet.
Zur Zeit läuft Schwanemanns Demokratie-Diskurs auf Filmfestivals in Toronto, New York City, Los Angeles, Athen, Singapur, Goa (Indien) und im weltweiten Wettbewerb des ÉCU Filmfestivals in Paris.
Den Link zum Teaser vom ÉCU gibt es hier: http://www.youtube.com/watch?v=ZT7SQ9FVB3s
(Autor: Peter Hartig, Cinearte)
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