Potiche
DVD - Release: 8.9.2011
Rezension von Geri Krebs
Nach „8 femmes“ hat François Ozon zum zweiten Mal ein Theaterstück adaptiert und zum zweiten Mal mit Catherine Deneuve zusammengearbeitet, und er lässt in diesem heiteren Emanzipationsschwank mit viel Schalk und Charme die 1970er Jahre in der französischen Provinz aufleben.
Madame Suzanne Pujol (Caterine Deneuve) lebt in einer französischen Provinzstadt als Gattin des Regenschirmfabrikanten Robert (Fabrice Luchini) ein langweiliges und eintöniges Dasein. Zwar war sie es, die einst die Fabrik als Mitgift mit in die Ehe gebracht hatte, doch das ist lange her, ihre beiden Kinder Joëlle (Judith Godrèche) und Laurent (Jérémie Renier) sind längst erwachsen, doch mit ihnen hat sie nichts als Sorgen: Während der Sohn gerade unstandesgemäss heiraten will, ist die Tochter daran, sich scheiden zu lassen, denn sie möchte auf keinen Fall so werden wie die Mutter: Ein unnützes Schmuckstück, ein Anhängsel ihres Mannes, etwas, das im Französischen „Potiche“ heisst.
Der Reiz der Macht
Diese Ausgangslage ändert sich schlagartig, als Robert während eines Streiks von seinen Arbeitern als Geisel genommen wird. Da auch Roberts Sekretärin und Geliebte Nadège (Karin Viard) nichts ausrichten kann, ist nun das Verhandlungsgeschick von Suzanne gefragt. Ihr ist klar, dass sie allein nichts ausrichten kann, und so setzt sie sich mit dem ehemaligen Gewerkschaftsführer Maurice Babin (Gérard Depardieu) in Verbindung, sucht den allein lebenden kommunistischen Volkstribunen zu Hause auf. Vor Jahrzehnten hatte sie einmal eine Affäre mit dem Mann, und so macht sich dieser bald Hoffnung auf eine Fortsetzung der einstigen Romanze, erreicht rasch die Freilassung von Robert – doch als Suzanne seine weiter gehenden Avancen abweist, mutiert er zu ihrem Todfeind. Suzanne, die mit ihrem Erfolg in der Geiselaffäre inzwischen auf den Geschmack der Macht gekommen ist, bootet nun nicht nur ihren Mann in der Fabrik aus, sondern beginnt auch noch eine Politkarriere, ein erbitterter Wahlkampf gegen Maurice beginnt.
„Regisseur der Frauen“
Seit gut zehn Jahren hat sich der 1967 geborene François Ozon zu einer Art französischem Pedro Almodóvar und europäischem Woody Allen entwickelt. Wie der grosse Amerikaner liefert Ozon mit schöner Regelmässigkeit Jahr für Jahr einen neuen Film und präsentiert ihn jeweils an einem der grossen europäischen Festivals, und ähnlich wie der spanische Meisterregisseur hat er sich spätestens seit seiner heiteren Parade der grossen französischer Schauspielerinnen in „8 Femmes“ als „Regisseur der Frauen“ profiliert: Ludivine Sagnier, Valeria Bruni Tedeschi, Catherine Deneuve und natürlich Charlotte Rampling gehören zu seinen bevorzugten Darstellerinnen. Doch anders als bei Allen und Almodóvar ist bei Ozon der kommerzielle Erfolg stark rückläufig, den Grosserfolg von „8 femmes“ konnte er nie mehr auch nur im Entferntesten erreichen, und seine letzten drei Filme, der Kostümfilm „Angel“, das märchenhafte Sozialdrama „Ricky“ und das elegische Liebesdrama „Le refuge“ waren gar ausgewachsene Flops.
Deneuve und Depardieu
Wenn Ozon nun in gewisser Hinsicht auf die Erfolgsformel von „8 femmes“ zurückgreift, ist das nur zu verständlich: Catherine Deneuve als Hauptfigur in Adaptation eines leichten komödiantischen Theaterstückes – und als Supplement noch Gérard Depardieu. Und auch wenn der Superstar und einstige Frauenliebling Depardieu mit seinen mittlerweile 62 Jahren mit einer ungeheuren Leibesfülle ausgestattet und neben der fünf Jahre älteren Catherine Deneuve alt aussieht: Allein die Erinnerung an jenes strahlende tragische Traumpaar aus François Truffauts Meisterwerk „Le dernier metro“ (1980) dürfte für „Potiche“ ein Erfolgsgarant sein.
(Geri Krebs)
Kritiken
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www.potichelefilm.fr | Filmcoopi |
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