Petrov's Flu
Streaming - Release: 15.9.22 auf filmingo.ch
Filmkritik von Walter Gasperi
Der im deutschen Exil lebende Russe Kirill Serebrennikov entfesselt einen finsteren Trip in die postsowjetische Befindlichkeit: Mehr Stimmungsbild als Handlung, bei der Realität und Fiebertraum verschwimmen – düster, hoffnungslos und anstrengend, aber auch aufregend.
Im Fadenkreuz der russischen Polizei stand Kirill Serebrennikov in den letzten Jahren. 2017 wurde der vielseitige Künstler, der neben seiner Filmarbeit auch Theaterstücke und Opern inszeniert und 2012 zum künstlerischen Leiter des Moskauer Avantgardetheaters Gogol-Zentrum ernannt worden war, wegen angeblicher Unterschlagung staatlicher Gelder verhaftet. Er wurde unter Hausarrest gestellt, konnte aber dennoch weiter arbeiten. Beim Prozess 2020 forderte die Staatsanwaltschaft sechs Jahre Lagerhaft, Serebrennikov wurde schuldig gesprochen und zu dreijähriger Bewährungsstrafe mit Ausreiseverbot verurteilt.
Auch im Westen machte sich der 53-jährige Kreml-Kritiker einen Namen. Vom Gefängnis oder Hausarrest aus, erarbeitete er mittels Video-Schaltungen so die Inszenierungen von Mozarts Oper "Cosi fan tutte" 2018 am Zürcher Schauspielhaus oder "Parsifal" 2021 an der Wiener Staatsoper. Im Januar 2022 traf Serebrennikov überraschend in Hamburg ein, inszenierte am Thalia Theater Tschechows "Der schwarze Mönch", reiste dann wieder nach Russland, kehrte aber im April nach Deutschland zurück.
Nachdem er in seinem Film "Leto" vor dreieinhalb Jahren ein mitreißendes Bild der Leningrader Rockszene der frühen 1980er Jahre zeichnete, lässt er das Publikum nun in "Petrov´s Flu" ins postkommunistische Russland eintauchen.
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