Nowhere Boy
DVD - Release: 12.5.2011
Rezension von Irene Genhart
Faszinierendes Coming-of-Age Drama über die Jugendjahre John Lennons, das den Werdegang des grossen Musikers als launiges Produkt vom Leben diktierter Zufälligkeiten schildert.
„Mother, you had me/but I never had you“, singt John Lennon in einem seiner persönlichsten Lieder: Der berühmteste Beatles hatte alles andere als das, was man gemeinhin als „glückliche Kindheit“ bezeichnet. Was nicht heisst, dass John, wie man in „Nowhere Boy“ erfährt, das Dasein eines Streunerkindes führte. Im Gegenteil. Fünfjährig von Tante Mimi und Onkel George unter die Fittiche genommen, führte er bis zu seinem 15. Lebensjahr das Dasein eines streng behüteten und liebevoll umsorgten Liverpooler Arbeiterklasse-Kindes. Doch dann starb, und hier setzt der Spielfilmerstling von Sam Taylor-Wood ein, unverhofft sein Onkel. An dessen Beerdigung begegnet John nach Jahren zum ersten Mal wieder seiner Mutter Julia, die er bis dahin über alle Hügel und Berge wähnte. Mit Hilfe eines Cousins nimmt er hinter dem Rücken von Mimi Kontakt mit Julia auf und verheddert sich, auch sonst stark pubertierend, in ein gefühlsmässiges heftiges Knuddelmuddel...
Nicht Lennons ganzes Leben, sondern bloss die Flegeljahre - die Auseinandersetzungen mit Mutter und Tante, seine ersten amourösen Techtelmechtel, die Zeit in der er zu Texten, Banjo und Gitarre zu spielen beginnt, seine erste Band gründet und Paul McCartney kennen lernt - hat Taylor-Wood auf Leinwand gehoben. Stimmungsvoll, leidenschaftlich, packend ist „Nowhere Boy“. Ein faszinierendes Coming-of-age-Drama, welches den Werdegang eines der grössten Musiker der Welt nicht als Professionalisierung in die Wiege gelegten Talentes schildert, sondern als launiges Produkt vom Leben diktierter Zufälligkeiten. Dass unter solcher Voraussetzungen auf dem Soundtrack von „Nowhere Boy“ Beatles Songs nur anklingen und daneben vorwiegend Stücke erklingen, die Lennons Musikgeschmack prägten, mag für Beatles-Fans zwar ein bitteres Zückerlein sein, ist aber folgerichtig.
Gut macht sich in der Rolle Lennons Aaron Johnson, der damit nach diversen TV-Film-Rollen und seinem „Kick-Ass“-Auftritt in die Liga ernst zu nehmender Jungschauspieler aufrückt. Fast noch besser zu gefallen vermag Thomas Sangster als Paul McCartney. Die heimlichen Stars von „Nowhere Boy“ aber sind Kristin Scott Thomas und Anne-Marie Duff, die sich als Tante und Mutter einen emotional hoch dramatischen Zickenkrieg liefern.
(Irene Genhart)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.nowhereboy.co.uk | Ascot-Elite |
Kommentare
Bitte melden Sie sich Logan oder registrieren Sie sich um kommentieren zu können.