Joyland
Streaming - Release: 15.09.23 auf filmingo.ch
Filmrkritik von Walter Gasperi
Ein verheirateter junger Pakistani, der im Verband einer Großfamilie lebt, verliebt sich in eine trans Frau. - Aus der privaten Geschichte entwickelt Saim Sadiq in seinem in Cannes mit der Queer Palm ausgezeichneten, feinfühligen Spielfilmdebüt ein beeindruckend vielschichtiges Porträt der patriarchalen pakistanischen Gesellschaft.
Zwar reichte Pakistan "Joyland" für den Oscar für den besten internationalen Film ein, doch in Pakistan selbst löste das Langfilmdebüt von Saim Sadiq Kontroversen aus und wurde vorübergehend sogar verboten: Konservative Kreise wollten im zu über 90% muslimischen Land einen Film über die Liebe eines verheirateten Mannes zu einer trans Frau nicht akzeptieren.
Im Mittelpunkt von "Joyland" steht Haider (Ali Junejo), der mit seiner Frau Mumtaz (Rasti Farooq), seinem Vater und der Familie seines Bruders in einem Haus in der Großstadt Lahore lebt. Diesen Mikrokosmos nützt Sadiq gekonnt um die patriarchalen Strukturen zu durchleuchten. Da mag der 70-jährige Vater zwar auf den Rollstuhl angewiesen sein, dennoch bestimmt er, was zu tun ist. Wenig hält er von dem sanften Haider, für den auch beim Schlachten einer Ziege seine Frau einspringen muss.
Während diese in einem Kosmetiksalon arbeitet und in ihrem Beruf Erfüllung findet, kümmert sich ihr seit längerem arbeitsloser Ehemann um den Haushalt und die Kinder seines Bruders. Wie wenig Frauen in diesem Land zählen, wird spätestens sichtbar, wenn alle von Haiders schwangerer Schwägerin erwarten, dass sie nach drei Töchtern endlich einen Sohn gebärt. Groß ist dann auch die Enttäuschung, als sie wieder ein Mädchen zur Welt bringt.
Neue Möglichkeiten eröffnen sich für Haider, als er einen Job als Backgroundtänzer in einem erotischen Theater erhält. Gleichzeitig will der Vater damit aber auch wieder den Freiraum von Haiders Frau einschränken: Obwohl Mumtaz nämlich gerne arbeitet, soll sie nun wieder zu Hause bleiben und kochen, da jetzt ja Haider das Geld ins Haus bringe.
Seinem Vater wagt Haider freilich nicht zu gestehen, dass er als Tänzer arbeitet, sondern gibt vor Theater-Manager zu sein. Spürbar wird auch immer wieder die Sorge um das Gerede der Nachbarn. Vor allem die Männer agieren hier ängstlich, ungleich selbstbewusster treten hier eine Nachbarin oder auch Mumtaz auf, die zupacken kann und Probleme offen angeht.
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