Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste

CH/AT/DE/LU 2023, D, 111', Regie: Margarethe von Trotta, mit Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Marc Limpach

Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste

Streaming - Release: 7.3.24 auf filmingo.ch

Filmkritik von Walter Gasperi

Margarethe von Trotta erzählt ausgehend von Ingeborg Bachmanns Ägypten- und Sudanreise im Jahr 1964 von der toxischen Beziehung der österreichischen Autorin und dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch: Großartig gespielt leidet der Film an einer fahrigen Dramaturgie und vielen – zumindest für mit dem Leben Ingeborg Bachmanns nicht vertraute Zuschauer:innen – in der Luft hängenden Szenen.

Margarethe von Trotta kann man wohl als DIE Spezialistin für Biopics über bedeutende deutsche Frauen bezeichnen. Nachdem sie mit "Die bleierne Zeit" (1981), in dem sie fiktionalisiert von den Geschwistern Christiane und Gudrun Ensslin erzählte, mit dem Goldenen Löwen von Venedig 1981 den internationalen Durchbruch geschafft hatte, widmete sie sich dem Leben von Rosa Luxemburg ("Rosa Luxemburg", 1986) ebenso wie dem von Hildegard von Bingen ("Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen", 2009) und dem von Hannah Arendt ("Hannah Arendt", 2012).

Wie vor allem beim Film über Hannah Arendt zeichnet von Trotta auch in "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste", der pünktlich zum 50. Todestag der österreichischen Autorin (17. Oktober) in die Kinos kommt, nicht das ganze Leben Bachmanns nach, sondern fokussiert auf ihrer toxischen Beziehung zu Max Frisch (Ronald Zehrfeld).

Das Ende dieser Beziehung im März 1963 stürzte Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) in eine schwere Krise. Mit einem daran anschließenden Krankenhausaufenthalt setzt der Film ein. Auf Zeitinserts wird aber konsequent verzichtet, sodass die Zuschauer:innen die einzelnen Szenen selbst zeitlich einordnen müssen. Dass die Ägyptenreise mit dem österreichischen Schriftsteller und Filmemacher Adolf Opel (Tobias Resch) ein Jahr später stattfand, wird als bekannt vorausgesetzt.

Von dieser Hauptlinie aus, die außer in die für die damalige Zeit ungewöhnliche sexuelle Offenheit Bachmanns kaum weitere Einblicke in ihre Persönlichkeit bietet, rollt von Trotta in immer wieder abrupt hereinbrechenden und sich nur teilweise aus der Handlung ergebenden Rückblenden die Beziehung zu Frisch auf. Von der ersten Begegnung der Lyrikerin und des Schweizer Schriftstellers und Dramatikers in Paris über den Umzug der Österreicherin zu Frisch nach Zürich und schließlich ihre Übersiedlung in ihre Lieblingsstadt Rom spannt sich in bruchstückhaften Szenen der Bogen.

Dazu kommen aber auch Rückblicke auf ihre Bekanntschaft mit einem Komponisten, bei dem vorausgesetzt wird, dass man weiß, dass es sich um Hans Werner Henze (Basil Eidenbenz) handelt, für den sie das Libretto zu "Der Prinz von Homburg" verfasste. Auch eine Rede, bei der sie einen Preis erhält, bei der ungewöhnlich viele Zuhörer:innen eine dunkle Brille tragen, kann nur in den Kontext eingeordnet werden, wenn man weiß, dass es sich um ihre Dankesrede für die Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden im März 1959 in Bonn handelt.
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