Il Traditore
Streaming - Release: 25.2.21 auf filmingo.ch
Filmkritik von Lukas Foerster
Zum Höhepunkt der Feier ein Gruppenfoto: Die beiden sizilianischen Grossfamilien, die das organisierte Verbrechen Italiens und vor allem den lukrativen Handel mit harten Drogen unter sich aufgeteilt haben, sollen auf einem Bild vereint werden. Nach einigem Hin und Her sind alle an ihrem Platz, das Blitzlicht der Kamera leuchtet grell auf, die Bewegungen gefrieren – und plötzlich verwandeln sich Menschen in Gespenster, Gesichter in Totenmasken.
All die gestandenen Männer und harten Jungs, die sich gerade noch überschwänglich zugeprostet und fröhlich Tänze aufgeführt hatten, auch die sorgfältig frisierten Frauen der Clans, die sich nicht darum scheren, woher das Geld kommt, das sie ein Leben in Glamour und Wohlstand führen lässt: Alle sind im Moment der Aufnahme nicht mehr Mitglieder einer gut geölten kriminellen Gemeinschaft, sondern nur noch groteske, lächerliche Gestalten, zurückgeworfen auf sich selbst und in die eigene Hilflosigkeit.
Diese Szene zu Beginn von Marco Bellocchios Il traditore nimmt nicht nur den weiteren bitteren Verlauf des Films vorweg, sie ist auch eine Art medien-theoretisches Mission Statement, Bellocchios Kommentar zur Macht des Kinos: das Licht als Waffe, die blendet, die die Zeit für einen kurzen Moment gefrieren und dabei etwas sichtbar werden lässt; die Kamera als Maschine, die die Wirklichkeit verformt, wobei eben in dieser Verformung etwas Wirkliches, vorher Verborgenes ans Licht kommt; der Film als Medium nicht der Verlebendigung, sondern der Mumifizierung am lebendigen Leib.
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