Hell
DVD - Release: 26.4.2012
Rezension von Cindy Hertach
Die Wälder sind verbrannt, das Wasser verdampft, alle Lebewesen verendet. Extreme Sonneneinstrahlung hat die Erde in einen lebensfeindlichen Ort verwandelt. In dieser postapokalyptischen Landschaft kämpfen drei junge Leute um ihr Überleben und gegen ihren grössten Feind – den Menschen.
Es ist unerträglich hell im Jahr 2016. Ungefiltert peitscht die tödlich heisse Strahlung der Sonne auf die Erde nieder und hat weltweit und innerhalb kürzester Zeit die gesamte Flora und Fauna zerstört. Die wenigen Menschen, die diesen dramatischen Klimawandel überlebt haben, bahnen sich verzweifelt ihren Weg durch die gleissende Hölle, auf der Suche nach Wasser, Nahrung und Treibstoff. So auch Philip, Marie und deren kleine Schwester. Gemeinsam irren die drei jungen Überlebenden vollständig vermummt und mit Schutzbrillen ausgerüstet in einem abgedunkelten Caravan Richtung südlicher Berge. Dort sollen sich Wolken stauen, und, so hoffen sie, vielleicht auch Regen niedergehen. Auf ihrer Flucht begegnen sie dem undurchsichtigen Mechaniker Tom, der sich für die kleine Gemeinschaft dank seiner wertvollen Fähigkeiten schon bald als lebenswichtig erweist. Als sie einer Gruppe unheimlicher Jäger in die Falle gehen, droht die Zweckgemeinschaft auseinander zu brechen.
Klassisches Genre, eigenständige Ästhetik
In seinem von Roland Emmerich produzierten Regie-Debüt entwirft der junge Schweizer Tim Fehlbaum ein klassisches und genrekonform inszeniertes postapokalyptisches Szenario. Obwohl der Wiedererkennungseffekt aufgrund zahlreicher Bezüge zu anderen Endzeit- und Horrorfilmen relativ hoch ist, inhaltlich über weite Stellen gar stark – jedoch nur zufällig – an die Verfilmung von Cormac McCarthys verwandten Endzeitroman „The Road“ erinnert, konnte Fehlbaum, Absolvent der HHF München, ein visuell eigenständiges Werk erschaffen. Dank seiner eindrücklichen und stilsicheren Ästhetik, die durch die beinahe unerträglich überbelichteten Aufnahmen am Tag und den düsteren Nacht- und Innenaufnahmen geprägt ist, erzielen Fehlmann und sein Kameramann Markus Förderer eine beklemmende und atmosphärische Wirkung mit beinahe schon dokumentarischem Charakter, der man sich als Zuschauer kaum entziehen kann.
Mässige Story hinter blendenden Bildern
Doch so überzeugend und konsistent Fehlbaums Ästhetik einer verbrannten Erde auch erscheinen mag, so lückenhaft und vorhersehbar wirken bisweilen Geschichte und Erzählweise. Dabei ist der Weltuntergangsthriller hervorragend besetzt, holen Hannah Herzsprung, Angela Winkler, Lars Eidinger, Stipe Erceg und die Nachwuchsschauspielerin Lisa Vicari, das Bestmöglichste aus ihren Figuren, in welchen aber leider nicht immer das Potential zur psychologischen Entwicklung angelegt wurde. Damit bleibt „Hell“ ein überraschend solide inszenierter Action-Film eines äusserst talentierten Jungregisseurs, der sein Publikum mit hervorragenden Bildern selbstbewusst über inhaltliche Defizite hinwegzuführen weiss. Von Tim Fehlbaum, der mit seinem Erstling den Publikumspreis des deutschen Fantasy Filmfest gewonnen hat, wird es in Zukunft hoffentlich noch mehr zu sehen geben.
(Cindy Hertach)
Kritiken
Offizielle Website | Verleiher |
www.hell-derfilm.de | Vega Film |
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