Exit through the gift shop

USA 2010, 85 Min., E/df, Regie: Bansky, mit Banksy, Thierry Guetta, Shepard Fairey, Dokumentarfilm

Exit through the gift shop

DVD - Release: 21.3.2011

Rezension von Cindy Hertach

Im Dokumentarfilm des legendären Street-Art-Künstlers Banksy wird die unglaubliche Geschichte des Franzosen Thierry Guetta erzählt. Dieser möchte unbedingt einen Film über das Phantom Banksy drehen, wird von diesem aber davon überzeugt stattdessen besser selbst Street-Art zu machen. Der leidlich begabte Film-Nerd mutiert über Nacht zum hochdotierten Künstler.

Er bemalte mit seiner Kunst grossflächig die Mauern des Westjordanlands, montierte seine Bilder ungefragt an den Wänden bedeutender Museen und hat in Disneyland mit Puppen in Guantanamo-Häftlingsmontur nicht nur bei der hiesigen Security für Aufregung gesorgt. Die zumeist in Guerilla-Taktik im öffentlichen Raum ausgestellten Werke des berühmten britischen Street-Art-Künstlers Bansky sind voller Anspielungen, die mit grossartigem Einfallsreichtum eine kritische Perspektive auf politische und wirtschaftliche Themen lenken. Der Erfolg des anonymen Künstlers hat sich schon längst über die lokale Street-Art-Szene hinaus über die ganze Welt verbreitet. Seit einigen Jahren haben seine Bilder den Weg in die Londoner Tate Modern Gallery und ins New Yorker MoMA gefunden. Da sich Bansky inzwischen problemlos zwischen Namen wie Picasso und Damien Hirst einfügen lässt, schmücken seine Werke nicht nur die Sammlungen renommierter Kunsthändler und -sammler, sondern mittlerweile auch die Wände der trendbewussten Hollywood-Schickeria.

Banksy und Mr. Brainwash

Die Hauptfigur in Banksys Film ist der exzentrische Franzose Thierry Guetta, seines Zeichens leidenschaftlicher Amateur-Filmer und erfolgreicher Besitzer eines Second-Hand-Shops in Los Angeles. Guetta – obwohl ständig mit der Kamera unterwegs alles andere als ein talentierter Regisseur – möchte einen Dokumentarfilm über seinen Cousin, den französischen Street-Art-Künstler Invader drehen. Schon bald ist der redselige Nerd Guetta dadurch mit der internationalen Street-Art-Szene bekannt und gewinnt eines Tages sogar das Vertrauen des berühmtesten Künstler-Phantoms der Gegenwart. Banksy, der viel Wert auf seine Anonymität legt, lässt sich von Guetta während seinen nächtlichen Aktionen und in seinem Atelier filmen. Nachdem er aber Guettas filmisches Anti-Talent entdeckt hat, überzeugt er ihn, es doch besser als Street-Art-Künstler zu versuchen. Er, Banksy, würde ihn, Guetta, dabei mit der Kamera festhalten. Von einem der einflussreichsten Künstler der Gegenwart zum Kunstmachen ermuntert, erlebt der unbedarfte Guetta überraschend und innerhalb kürzester Zeit einen kometenhaften Aufstieg in der internationalen Kunstszene. Unter dem Pseudonym Mr. Brainwash und mit Hilfe eines riesigen Teams produziert Guetta Objekte am Fliessband und führt die Idee der Street-Art, die ursprünglich gegen den Kapitalismus sowie der Privatisierung des urbanen Raums gerichtet ist, ad absurdum, als er schliesslich mit einer gigantischen Ausstellung und unter grossem medialen Pomp in L.A. über eine Million Dollar einnimmt.

Kunst und Kommerz

Vom lausigen Amateur-Filmer zum gefeierten Künstler – ist das wirklich wahr oder ist Thierry Guetta alias Mr. Brainwash nicht doch nur eine schlaue Erfindung des subversiven Genies Banksy, und der ganze Rummel um die Kommerzialisierung seiner Kunst ein abgekartetes und ironisches Spiel? Darf man Banksys Dokumentarfilm glauben oder führt er sein Publikum mit einem schlau konstruierten Mockumentary nur in die Irre? Man weiss es nicht. Möglicherweise kommt es aber auf diese Unterscheidung so sehr nicht an, denn offensichtlich ist sowieso, dass „Exit Through the Gift Shop“ eine ziemlich witzige Analyse des internationalen Kunstbetriebs ist. Diese zielt mit der Offenlegung der absurden Mechanismen im Kunstmarkt unterhaltsam auf die fragwürdige Kommerzialisierung und Entpolitisierung der Kunst, im besonderen der Street-Art ab. Dies bringt Banksy hauptsächlich mit der Figur von Guetta auf den Punkt. Wenn Banksy mitten in der heilen amerikanischen Welt des Disneylands an Guantanamo erinnern will, trägt der Ort entscheidend zur politischen Aussage dieser Performance bei. Ganz anders bei den Werken von Mr. Brainwash: Ausschliesslich für den Kunstmarkt und in Akkord-Arbeit produziert, fallen seine politischen Anspielungen (Obama als Superman, Elvis mit der Maschinenpistole) aus einem sinnstiftenden Kontext heraus und erscheinen beliebig und sinnentleert, was sich jedoch kaum auf den enormen kommerziellen Erfolg niederschlägt. Dass auch Street-Art nicht vor dem Einfluss marktwirtschaftlicher Interessen gefeit ist, die Kunst zur Spekulationsware macht, muss für einen autonomen Künstler wie Banksy es ist, ein besonders bitteres Fazit sein.

Kritiken

National International
- Brigitte Häring in sennhausersfilmblog.ch - Michael Kohler in fr-online.de
  - Katja Nicodemus in ndr.de
  - Tobias Kniebe in sueddeutsche.de
  - Stefan Grissemann in taz.de
   
Offizielle Website Verleiher
www.banksyfilm.com Filmcoopi

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