Die Fremde
Rezension von Walter Gasperi
Feo Aladag erzählt in ihrem kraftvollen und herausragend gespielten Spielfilmdebüt von einer Deutschtürkin, die von ihrer Familie geächtet wird, als sie gegen die traditionellen gesellschaftlichen Regeln verstösst.
Die Deutschtürkin Umay lebt mit ihrem Mann und dessen Familie in einer tristen Hochhaussiedlung am Rande von Istanbul. Glück kann sie in dieser streng patriachalen Gesellschaft nicht finden, denn überall ist ihre Freiheit und die ihres kleinen Sohnes Cem eingeengt. Heimlich verlässt sie deshalb ihren Mann und kehrt zu ihrer Familie nach Berlin zurück. Wird sie dort zunächst freundlich aufgenommen, wendet sich das Blatt, als Vater und Brüder erfahren, dass sie nicht zu ihrem Mann zurückkehren will. Zunehmend grösserer Druck wird auf Umay ausgeübt, bis sie ins Frauenhaus flieht. Aber damit ist das Problem längst nicht gelöst…
30 Ehrenmorde dokumentiert die Internetseite ehrenmord.de für das Jahr 2009 für Deutschland. An solchen Schicksalen hat sich die mit einem Deutschtürken verheiratete Feo Aladag bei ihrem Spielfilmdebüt orientiert. Genau ist ihr Blick auf ein Milieu, in das man als Aussenstehender sonst kaum einen Einblick bekommt. Ohne viel Worte, mit wenigen prägnanten Bildern und einem Gespür für Momente der Stille werden speziell am Beginn treffend und dicht familiäre Verhältnisse geschildert. Ganz aus der Innenperspektive erzählt Aladag dabei, ist nah an den Figuren und entwickelt dank einer herausragenden Sibel Kekilli in der Hauptrolle und unverbrauchten authentischen Darstellern in den Nebenrollen sowie einer dynamischen Inszenierung ein hochemotionales packendes Drama. Nicht zu übersehen ist allerdings auch, dass die Regisseurin zu viel in ihr Debüt hineingepackt hat und speziell gegen Ende an die Stelle der Genauigkeit eine kurzatmige Szenenfolge tritt.
(Walter Gasperi)
Kritiken
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